Hausarbeit

Einige Hinweise zur Prüfungsform "Hausarbeit:

 

 

Hausarbeiten und Abschlussarbeiten stellen die klassische Form der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit im Studium dar. 

In einer Hausarbeit haben Sie sozusagen im kleinen schon einmal die Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, die dann im großen in der Abschlussarbeit zum Tragen kommen sollen. 

Bei einer Hausarbeit in den Anfangssemestern wird üblicherweise nur oder fast nur Reproduktion verlangt: die Wiedergabe wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne eigene Stellungnahme. In höheren Semestern wird von Ihnen schon eher erwartet, dass Sie die referierten Erkenntnisse bewertend in Zusammenhänge einordnen, die Sie als relevanten Bewertungshorizont ausweisen können. Aber dies wird von den Dozenten sehr unterschiedlich gesehen. Eine Vorklärung dieser Frage ist daher unbedingt anzuraten. Sonst bemängelt der eine Dozent den zu geringen Gehalt an eigener gedanklicher Leistung, die sich für ihn originär in kritischer Stellungnahme beweist. Und der andere verlangt, Sie sollten erst einmal zeigen, dass Sie zur korrekten Erfassung wissenschaftlicher Texte und angemessener Wiedergabe ihres Gehalts in der Lage sind, bevor Sie sich erlauben dürfen, Ihren eigenen Senf dazuzugeben.

Für die Wahl des Themas einer Hausarbeit, vor allem im Hauptstudium, gibt es meines Erachtens zwei Hauptkriterien:

  • Ihr Interesse am Thema;
  • Legung von Fundamenten für spätere Prüfungsleistungen.

Wenn beides miteinander vereinbar ist, umso besser.

Bei der Wahl des Themas für eine Abschlussarbeit sollten Sie zusätzlich berücksichtigen:

  • Hat das Thema einen Bezug zu Ihrer voraussichtlichen späteren Berufstätigkeit?
  • Können Sie durch die Bearbeitung des Themas eine zusätzliche Qualifikation unter Beweis stellen, die Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt vergrößert?
  • Lässt sich die Bearbeitung des Themas für eine vielleicht geplante spätere Promotion ausbauen?

Wollen Sie diese Kriterien zur Geltung bringen, sollten Sie natürlich zusehen, das Thema selbst bestimmen zu können. Ein Thema, das Sie interessiert, werden Sie mit sehr viel mehr Lust bearbeiten, und das kann der Qualität Ihrer Arbeit nur zugute kommen. Und der Blick auf die spätere Prüfung sorgt dafür, dass Sie Themen bearbeiten, die als Prüfungsthemen zumindest in Betracht kommen (und gute Vorarbeiten können der Aussicht auf die Prüfung ein wenig von ihrem Schrecken nehmen), ohne dass Sie sich damit festlegen. Es ist auch ein besseres Gefühl, Arbeit in eine Sache zu stecken, die anschließend nicht ein für allemal erledigt ist, sondern auf der Sie weiter aufbauen können.

Nur wenn Sie sich ein Thema geben lassen, besteht überhaupt die Gefahr, dass Ihr Betreuer Ihre Arbeitskraft für eigene Zwecke (Zuarbeit zu einem Forschungsprojekt oder ähnliches) ausnutzt. Solange der Nutzen gegenseitig ist, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Seien Sie trotzdem auf der Hut! Vage Versprechungen auf eine spätere Einstellung als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter sollen Sie vielleicht nur ködern. Informieren Sie sich bei Kommilitonen über diesbezügliche Erfahrungen mit dem betreffenden Dozenten.

Es ist immer gut, wenn Sie über die Dinge, an denen Sie arbeiten, mit jemandem sprechen können, der ein ähnliches Interesse an ihnen hat. Das kann verhindern helfen, dass Sie sich in Ihren theoretischen Vorstellungen einigeln und zu keiner Distanz ihnen gegenüber mehr fähig sind.

Die Anfertigung einer Hausarbeit steht meist nicht unter dem zeitlichen Druck, unter dem andere Leistungsnachweise wie Seminarprotokoll oder Referat wegen ihrer Funktion für ein laufendes Seminar stehen. Dadurch, dass Ihnen oft eine längere Bearbeitungsfrist eingeräumt wird, sind Sie eingeladen, mehr persönliche Bedeutung hineinzulegen: sie zum  Anlass zu nehmen, den Stand der eigenen wissenschaftlichen Entwicklung nicht nur dem Betreuer, sondern auch sich selbst unter Beweis zu stellen. Für Abschlussarbeiten gilt dies verstärkt. Das motiviert und hemmt. Es motiviert zunächst dazu, sich ordentlich ins Zeug zu legen, und verleitet dazu, die Ansprüche an sich selbst ziemlich hoch zu schrauben. Und da liegt das Problem: Es erweist sich für viele Studierende als äußerst schwierig, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden (oder den eingebildeten Ansprüchen des Betreuers). Ewig bleibt man unzufrieden mit dem bisher zu Papier Gebrachten, man nimmt sich vor, das Manuskript noch weiter zu verbessern, dies noch zu lesen und das noch; den Aspekt noch zu berücksichtigen und jenen. Zugleich sinkt die Arbeitsmotivation rapide, man schiebt auf, zieht anderes vor, und irgendwann ist die Arbeit nur noch eine Belastung. Was soll man dagegen tun?

Als erstes: Die Ansprüche an sich selbst dürfen Sie nicht nach dem ausrichten, was Sie gerne können würden, sondern an dem, was Sie wirklich erwiesenermaßen schon können und wozu Vorarbeiten von Ihnen vorliegen. Das hat meist wesentlich bescheidenere Themenstellungen zur Konsequenz, als sie Ihnen in den Sinn kommen, wenn Sie sich ein „interessantes“ Thema vornehmen. Das heißt nicht, dass Sie so ein „interessantes“ Thema nun ganz fallen lassen müssen. Aber Sie müssen zusehen, dass Sie enger umgrenzte Themen ausfindig machen, die zwar nicht das interessante Thema in seiner wissenschafts- oder welterschütternden Globalität erschöpfen, wohl aber dazu geeignet sind, Ihren wissenschaftlichen Horizont in einer überschaubaren Teilfrage ein Stück zu erweitern. 

Als zweites sollten Sie sich eine Frist für die Fertigstellung setzen und eingedenk dessen, dass man in Dingen, die man nur mit sich selbst ausgemacht hat, schon mal weich werden kann, diese Frist mit dem Betreuer vereinbaren (falls die nicht – wie auf jeden Fall bei einer Abschlussarbeit oder wenn die Arbeit eine Prüfungsleistung ist – ohnehin festliegt). Und dann: sich die Arbeit so einteilen, dass Sie geraume Zeit vor dem vereinbarten Termin fertig werden. Wenn es geht, vereinbaren Sie mit Ihrem Betreuer, dass Sie ihm eine vorläufige Fassung der Arbeit (Rohfassung) nach ca. 2/3 der Bearbeitungszeit zur Prüfung vorlegen. Dann können Sie einigermaßen sicher sein, dass in Ihrem Kopf nicht Ansprüche des Betreuers ihr Unwesen treiben, die in der Wirklichkeit gar nicht existieren, oder Aspekte unbeachtet bleiben, deren Berücksichtigung man von Ihnen erwartet. Bei Hausarbeiten ohne festen Abgabetermin sollten Sie auch daran denken, dass es für Ihren Betreuer sehr lästig ist, wenn er irgendwann plötzlich eine Arbeit präsentiert bekommt, an deren Vereinbarung er sich, wenn überhaupt, nur noch ganz dunkel erinnert und zu deren Thema er aktuell gar keine Beziehung mehr hat, weil sich seine Arbeitsschwerpunkte verlagert haben.

Versuchen Sie, zwischen Fertigstellung der Rohfassung und endgültiger Überarbeitung Ihres Manuskripts eine Pause einzuschieben, in der Sie sich mit anderem (zum Beispiel mit der Vorbereitung auf eine Klausur in einem anderen Fach) beschäftigen. Sie gewinnen so etwas Distanz zu Ihrem Werk und können an die abschließende Überarbeitung wieder etwas freier und unvoreingenommener herangehen. Auch gegebenenfalls notwendige Kürzungen fallen Ihnen danach erfahrungsgemäß leichter. (Diese Pause müssen Sie ohnehin einkalkulieren, wenn Ihr Betreuer bereit ist, sich die Rohfassung Ihrer Arbeit durchzusehen.)