In diesem Teil der Website wird auf die besonderen Anforderungen eingegangen, die die verschiedenen Formen von Leistungsnachweisen und Prüfungen im Studium an Sie stellen:
Wenn Sie einen Leistungsnachweis erwerben wollen, werden die Spielregeln von demjenigen bestimmt, der Ihre Leistung zu beurteilen hat. Werden die Erwartungen offen und eindeutig formuliert, umso besser für Sie. Andernfalls müssen Sie versuchen, sie aus ihm herauszufragen. Die Fragen, mit denen Sie den Dozenten zur Offenlegung seiner Erwartungen bewegen wollen, müssen präzise sein und zeigen, dass Sie sich bereits einige Gedanken gemacht haben. Wenn Sie eine Aufgabe über-nommen haben, die Ihnen einen Leistungsnachweis einbringen soll, dann stellen Sie Ihre diesbezüglichen Fragen erst, wenn Sie sich darüber klar geworden sind, in welcher Hinsicht Sie genauere Auskunft brauchen. Die nachstehenden Ausführungen zu den verschiedenen Arten von Leistungsnachweisen sollen Ihnen dabei helfen.
In jedem Falle sollten Sie zu Ihrer eigenen Absicherung und Beruhigung mit dem Aufgabensteller die folgenden Punkte klären:
Haben Sie die Aufgabe, als Leistungsnachweis ein Seminarprotokoll zu schreiben, ist Folgendes zu beachten:
Seminarprotokolle werden – vor allem im Grundstudium – oft verlangt, wenn es um den Erwerb von Leistungsnachweisen geht. Aber das Protokoll hat darüber hinaus eine Funktion für die Veranstaltung selbst, und ein gutes Protokoll zeichnet sich dadurch aus, dass es dieser Funktion gerecht wird.
Leider meinen viele Studierende, dass das Protokoll einer Seminarsitzung nur eine Angelegenheit zwischen ihnen und dem Dozenten ist; und leider verhalten sich auch manche Dozenten so. Der ursprüngliche gute Sinn eines Protokolls hingegen ist die Dokumentation des Seminarverlaufs, sowohl für die Teilnehmer des Seminars (den Protokollanten und den leitenden Dozenten eingeschlossen), als auch für Dritte, die sich darüber informieren wollen. Aus einer guten Protokollierung seines Seminars kann der Seminarleiter Rückmeldung gewinnen, die er braucht, um seine inhaltliche Planung und den tatsächlichen Verlauf zueinander in Beziehung zu setzen. Sie kann ihm außerdem von großem Nutzen sein, wenn er später wieder einmal eine Veranstaltung zum gleichen oder einem ähnlichen Thema vorhat. Werden die Protokolle in einer Mappe (oder in einem Bereich auf der Website) gesammelt und allen Seminarteilnehmern zugänglich gehalten, können diese sich problemlos über den Inhalt versäumter Sitzungen informieren. Überdies halten Protokolle das ganze Semester über den Gesamtzusammenhang der Seminarinhalte präsent (falls ein solcher besteht). Sofern von ihnen entsprechender Gebrauch gemacht wird, verringert sich die Gefahr, dass der Horizont der einzelnen Teilnehmer jeweils nur auf den Umkreis des von ihnen besonders behandelten Themas beschränkt bleibt und sich der Gesamtzusammenhang der Themen im Seminar in isolierte Bruchstücke auflöst.
Gegenüber der Funktion des Protokolls als Leistungsnachweis geht dieser gute Sinn des Protokollierens oft verloren. Da es der Seminarleiter ist, dem das Protokoll zur Begutachtung ausgehändigt wird, denkt sein Verfasser auch oft nur daran, wie dieser es wohl aufnimmt. Man schreibt an die Adresse des Seminarleiters.
Darin liegt die Gefahr, dass die beiden Zielsetzungen: die, dem Seminarleiter zu zeigen, was man zu leisten vermag, und die, eine für die anderen Seminarteilnehmer oder außen stehende Dritte verständliche und hilfreiche Inhaltsangabe des Verlaufs der Seminarsitzung zu liefern, miteinander in Konflikt geraten. Sie versuchen vielleicht, dem Seminarleiter durch den Gebrauch von Fachausdrücken zu imponieren, die normalen Sterblichen nicht ohne weiteres verständlich sind, nach dem Motto: Wir beide (der Seminarleiter und ich) wissen schon, was gemeint ist. Es ist aber ein großer Unterschied, ob der Seminarleiter etwas aus dem Protokoll herauslesen kann, ob er sein Seminar darin wiedererkennt, oder ob andere Teilnehmer oder Außenstehende damit etwas anfangen können.
Ein Protokoll, das nicht nur für den Seminarleiter oder die anwesenden Seminarteilnehmer gedacht ist, darf nicht voraussetzen, dass man die Seminarsitzung besucht haben muss, um zu verstehen, worum es geht. Im Gegenteil, es sollte so abgefasst sein, dass es jemandem, der nicht dabei war, das Wesentliche vermittelt, ohne mehr vorauszusetzen, als die Seminarteilnehmer selbst in die Sitzung mitbringen mussten, um ihr folgen zu können. Wenn Sie ein solches Protokoll schreiben müssen, geben Sie es jemandem zu lesen, der nicht dabei war, und bitten Sie ihn, offen zu sagen, ob er alles versteht und ihm klar wird, worum es in der Sitzung ging.
Versuchen Sie zuvor, die Vorstellungen des Seminarleiters über den Charakter des Protokolls zu erfragen:
Die Unterscheidung zwischen Verlaufs- und Ergebnisprotokoll zielt darauf, dass ein Protokoll entweder den gesamten Darstellungs-, Argumentations- und/oder Diskussionsverlauf wiedergibt oder sich darauf beschränkt, die hauptsächlichen Ergebnisse festzuhalten. Die Unterscheidung hört sich leichter an, als sie ist.
Da ja auch ein Verlaufsprotokoll keine wörtliche Stenografie all dessen sein soll, was im Seminar überhaupt gesagt wurde, verlangt es vom Protokollanten eine Entscheidung darüber, was als „wichtiger“ Beitrag zum Seminar anzusehen ist. Aber was ist „wichtig“ in einem Seminar?
Ebenso schwierig wie die Frage, was zum Verlauf eines Seminars gehört, ist die Frage zu beantworten, was denn Ergebnisse in einem Seminar sind. Es ist nun mal – vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften – nicht so, dass Wissenschaft eindeutige Ergebnisse zeitigt. Es mag sein, dass eine Seminarleiterin die Veranstaltung so regiert, dass als Ergebnis immer das gilt, was sie als solches vorgesehen hat. Eine Seminardiskussion hätte also dann ein Ergebnis, wenn sie zu einer von der Leiterin für richtig gehaltenen Position gelangt. Es ist in solchen Fällen gelenkter Diskussion sicher angebracht, in einem Ergebnisprotokoll diese Stationen festzuhalten; die Seminarleiterin wird es dann so erwarten und damit zufrieden sein.
Bei einer weniger gelenkten und offeneren Diskussion wird es weitaus schwieriger sein, so etwas wie Ergebnisse festzuhalten. Die Diskussion mag hierhin und dorthin gehen; man einigt sich nicht; der Dozent hält sich heraus oder bekennt zwar seine Auffassung, will diese aber nicht verbindlich machen usw. Was Sie dann festhalten können, sind allenfalls gewisse Schwerpunkte der Diskussion und die dazu geäußerten, eventuell voneinander abweichenden oder einander widersprechenden Positionen.
Ob Verlaufs- oder Ergebnisprotokoll – das Protokollieren erfordert in jedem Falle von Ihnen hohe Konzentration. Sie müssen nicht nur ständig voll wach dabei sein (was Ihnen sonst in der betreffenden Veranstaltung vielleicht schwer fallen mag). Sie müssen auch immer ganz auf dem Laufenden sein, wie das gerade Behandelte im Zusammenhang steht mit dem Gesamtthema, und müssen beim Zuhören schon in gewissem Maße strukturieren. Sie können sich in einer ähnlichen Position sehen wie ein Gesprächsleiter, der ebenfalls ständig die Übersicht über Struktur und Zusammenhang einer Diskussion behalten muss.
Ganz übel ist natürlich, wenn Sie nicht mitbekommen, worum es geht, weil Sie es nicht verstehen. Daher: Wenn jemand sich für Sie unklar ausdrückt, die Sache aber wichtig zu sein scheint für das Protokoll, fragen Sie sofort zurück – als Protokollant haben Sie das Privileg, dazwischen zu fragen, ohne sich an eine Rednerliste halten zu müssen. Der Betreffende möge noch einmal langsam und deutlich so formulieren, dass Sie es für das Protokoll mitschreiben können. Fehlt Ihnen dazu der Mut oder wollen Sie nicht einen längeren Monolog des Seminarleiters oder eine gerade entbrannte Diskussion unterbrechen, dann sehen Sie zu, dass Sie nach der Sitzung herausbekommen, worum es ging (wenn es immer noch als sehr wichtig erscheint). Vielleicht erschließt es sich Ihnen ja im Nachhinein aus dem Gesamtverlauf der Sitzung. Sonst versuchen Sie doch, den- oder diejenigen, deren Beiträge Ihnen unverständlich blieben, anzusprechen: „Entschuldige(n Sie), ich habe das Protokoll zu schreiben und möchte sicher gehen, dass ich vorhin in der Sitzung Deinen (Ihren) Beitrag auch ganz richtig verstanden habe; es ging doch um ... (Stichwort). Kannst Du (können Sie) mir noch einmal ganz kurz Deine (Ihre) Position erläutern?“ Unter vier Augen fällt es dann wahrscheinlich auch leichter, weitere Verständnisfragen zu stellen.
Die an der Hochschule Lehrenden können Ihnen nicht alles präsentieren, was zu einem Thema an wissenschaftlichen Theorien und Befunden vorliegt. Abgesehen davon, dass sie natürlich selbst nicht alles kennen, was es da gibt, werden sie auch auf vieles, das ihnen durchaus bekannt ist und interessant erscheint, nur Hinweise geben.
In der Regel handelt es sich um Literaturverweise. Falls er es nicht von sich aus tut, bitten Sie den Seminarleiter um die genaue Literaturangabe (genau heißt, dass die Angaben ausreichen, das betreffende Werk in der Bibliothek ausfindig zu machen oder über Fernleihe zu bestellen). Wenn er die Angaben nicht im Kopf hat, bitten Sie ihn, sie Ihnen für das Protokoll nachzureichen. Das gleiche gilt natürlich, wenn Literaturhinweise von Seminarteilnehmern kommen. Sonst müssten Sie versuchen, die Angaben selbst herauszubekommen. Handelt es sich um einen Verweis auf eine bestimmte, nicht allzu umfangreiche, aber wichtige Quelle oder einen wichtigen Textabschnitt im Werk eines Autors, wäre es natürlich sehr hilfreich, wenn Sie diese Quelle beziehungsweise diesen Ausschnitt den Lesern des Protokolls zugänglich machen könnten, sei es durch eine Abschrift (wenn der Umfang nicht zu groß ist), sei es, dass Sie dem Protokoll eine Kopie beifügen. Aber wie gesagt, dies ist nur angebracht, wenn der weiterführende Hinweis nicht auf einen Nebenpfad führt oder sonstwie exotischen Charakters ist.
Normalerweise haben Sie für ein Protokoll nicht allzu viel Zeit, in der Regel wohl nur ein paar Tage. Denn wenn es seinen Zweck im Rahmen des Seminarverlaufs erfüllen soll, muss es den Interessenten möglichst rasch vorliegen. Von daher kann man vom Protokollanten im Regelfall nicht erwarten, dass er zeitraubende Recherchen anstellt, um vage oder unpräzise Hinweise des Seminarleiters in brauchbare Angaben umzusetzen.
Die wörtliche Wiedergabe von Textauszügen ist immer dann sinnvoll, wenn ein Referat oder die Seminardiskussion sich auf den Wortlaut eines Textes beziehen, vor allem also bei Textanalysen und Textkritik. Werden nun Positionen, Argumente und Diskussionsergebnisse protokolliert, ist es für den Leser sehr erleichternd, die betreffende referierte, diskutierte oder kritisierte Passage jeweils gleich mitgeliefert zu bekommen, ohne sie im Text suchen oder sich überhaupt erst den betreffenden Text besorgen zu müssen. Geht es um nur kurze Textpassagen, kann man sie in den laufenden Protokolltext einfügen; sonst sollte man sie als Anhang dazu geben. Aber versichern Sie sich, dass es dem Seminarleiter recht ist, wenn Sie so vorgehen.
An sich hat ein Protokoll nur die Aufgabe, eine Seminarsitzung so wiederzugeben, wie sie stattgefunden hat, ohne dem etwas hinzuzufügen. Ihre eigenen Gedanken zum Thema haben darin nur etwas zu suchen, wenn Sie sie in der Sitzung auch geäußert haben. Ansonsten sollten Sie sich jeder Stellungnahme und Bewertung strikt enthalten.
Es mag aber sein, dass es der Seminarleiter gut findet, wenn Sie über das eigentliche Protokoll hinaus die Gedanken, die Sie sich zum Inhalt der Sitzung gemacht haben und die Ihnen vielleicht erst später bei der Ausformulierung des Protokolls gekommen sind, ebenfalls zu Papier bringen und abgeben. Diese Ergänzung muss dann aber deutlich vom eigentlichen Protokolltext getrennt werden und als zusätzliche Überlegung des Verfassers gekennzeichnet sein.
Ein Protokoll, das seine Aufgabe für das Seminar erfüllen soll, muss möglichst bald vorliegen. In der Regel stehen also für die Ausformulierung nur wenige Tage zur Verfügung. Das Beste ist, Sie schieben die Abfassung gar nicht erst hinaus, sondern machen sich an die Arbeit, solange Ihre Erinnerung an die Sitzung noch frisch ist. Von der Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht, hängt auch ab, wieweit Sie noch zusätzliche Recherchen anstellen können, um Ihr Protokoll anzureichern. Klären Sie den spätest möglichen Abgabetermin auf jeden Fall mit dem Seminarleiter, damit weder er noch Sie böse Überraschungen erleben.
Unter Präsentation wird heute oft sehr verkürzt nur die mit einem Präsentationsprogramm erstellte und vor Publikum projizierte Folienfolge verstanden. In aller Regel hat diese aber nur begleitende und unterstützende Funktion innerhalb einer umfassender verstandenen Präsentation von Ergebnissen wissenschaftlicher Arbeit vor einem mehr oder weniger sachverständigen Publikum. Die Anforderungen umfassen also
Seminarvorträge gehören zu den anspruchsvollsten Studienleistungen und verlangen die Berücksichtigung der folgenden Punkte:
Das Referat ist in der Regel eine schriftliche Arbeit, die zu einem bestimmten festgelegten Termin im Seminar zum Vortrag kommen soll. Allerdings kann ein Referat auch ganz ohne schriftliche Grundlage oder nur auf Basis einiger notierter Stichworte oder entlang einer Reihe von Präsentationsfolien gehalten werden. In manchen Disziplinen ist dies eher die Standardanforderung, in anderen dominiert die schriftlich ausgearbeitete Grundlage, zumal viele Seminarleiter vorher durchsehen wollen, was der Referent vorzutragen gedenkt. Die Themen für Referate beziehungsweise ihre Gegenstände werden in der Regel vergeben (und nicht von den Referenten bestimmt). Das heißt, sie sind vorweg vom Seminarleiter festgelegt und in eine Reihenfolge gebracht worden, in der sie dann im Semester nacheinander zum Vortrag kommen sollen.
Damit verbunden ist, dass der Seminarleiter meist eine recht genaue Vorstellung davon hat, was das Referat zu leisten hat. Das kann sich auf eine bestimmte Schwerpunktsetzung bei einem Thema beziehen, auf die Behandlung einer bestimmten Frage, deren Erörterung in den Mittelpunkt gestellt werden soll, oder auf die Auswertung bestimmter Literatur zum Thema.
Für die Qualität eines Seminarvortrags ist nicht entscheidend, was Sie „abgeladen“ haben, sondern was bei den anderen Studierenden „angekommen“ ist. Deshalb muss ein Vortrag anders strukturiert und formuliert werden als eine zum Lesen bestimmte Ausarbeitung. Sie müssen sich praktisch in die Situation Ihrer Zuhörer versetzen und sozusagen vom Zuhören her das zu Sprechende organisieren.
Neben der Frage, was Sie „rübergebracht“ haben, spielt bei Vorträgen immer auch der Eindruck eine Rolle, den Sie als Person auf Ihre Zuhörer machen. Darin liegt ja gerade das Aufregende, vielleicht Ängstigende, aber auch Herausfordernde dieser Situation:
Wenn möglich, sollten Sie Ihren Seminarvortrag frei halten, und zwar aus folgenden Gründen:
Natürlich gibt es auch Risiken und Nachteile:
Um die Vorteile des freien Vortrags zu nutzen und seine Risiken zu meiden bzw. zu mildern, sollten Sie Ihren freien Vortrag möglichst durch eine mediale Begleitung, zumindest aber durch Verteilung eines Handouts unterstützen.
Unter „Handouts“ werden auf Papier gedruckte oder geschriebene zusätzliche Informationen und Materialien verstanden, die den Zuhörer/innen eines Referats „an die Hand“ gegeben werden. Hier einige Informationen zu Handouts und Thesenpapieren:
Nicht jedes Papier, das die Seminarteilnehmer in die Hand bekommen, ist ein Thesenpapier, auch wenn es so genannt wird.
Ein Thesenpapier enthält Thesen, die zur Rückfrage, zum Widerspruch provozieren sollen.
Ein Papier, das Informationen liefert, die lediglich zur Kenntnis genommen werden sollen, ist kein Thesenpapier. Hier soll dafür die Bezeichnung Infopapier gebraucht werden. Ein Infopapier kann ein Referat unterstützen, indem es Informationen gibt, deren Vortrag im Referat ermüdend wirken würde (etwa Gesetzestexte) oder die in schriftlicher Form angemessener zu präsentieren sind (zum Beispiel Zahlenmaterial, Schaubilder). Ein Infopapier kann auch ein Thesenpapier unterstützen, wenn es Informationen enthält, die zur Kenntnis genommen werden müssen, um bestimmte Thesen (zum Beispiel Schlussfolgerungen aus empirischen Daten) überhaupt diskutieren zu können.
Die Unterstützung eines Referats durch ein Thesenpapier kann sich auf zwei Dinge beziehen:
Das Thesenpapier als Stütze des Zuhörers soll die wesentlichen Aussagen des Referats in Thesenform enthalten. Das eigentliche Referat kann dann so aufgebaut sein, dass die Thesen – wie auf dem Papier formuliert – vorgetragen und jeweils – über das Papier hinaus gehend – erläutert und begründet werden.
Eine These ist eine Behauptung. Sie soll Widerspruch oder das Verlangen nach einer Begründung provozieren. Da Thesen möglichst kurz und prägnant formuliert sein sollten (deshalb sind sie zur Strukturierung eines mündlichen Vortrags gut geeignet), bedürfen sie meist auch einer Erläuterung. Der These muss also im Referat eine Erläuterung und Begründung entsprechen. Eine These, die Sie in den Raum stellen, ohne ihr etwas folgen zu lassen, hat ihren Sinn verfehlt. Sie soll zu nachfolgenden Erörterungen überleiten und hat den Sinn, diesen eine Art Orientierungslinie mitzugeben. Eine vorausgeschickte These kann den Zuhörer zu größerer Aufmerksamkeit motivieren – vorausgesetzt natürlich, dass die These eine interessante oder provokante Behauptung enthält, also nicht banal ist.
Wenn Sie eine These aufstellen, die nicht die Einleitung, sondern den Abschluss eines Gedankenganges markiert, so hat dies nur Sinn, wenn sie zugleich als Einleitung in eine nachfolgende Diskussion gedacht ist. Auch in diesem Falle sollten Sie etwas zur Erläuterung und Begründung zu sagen haben und sich nicht mit der Einstellung: „Nun diskutiert mal schön; ich hab mein Teil geleistet“, zurücklehnen und abtreten. Wer eine These aufstellt, muss sich auch für sie stark machen.
Auf der anderen Seite können Sie eine These, von deren Plausibilität Sie zuerst ganz überzeugt waren, aber selbstverständlich auch ohne weiteres wieder aufgeben, wenn Ihnen Gegenargumente einleuchten. Das gehört zur wissenschaftlichen Redlichkeit. Eine wissenschaftliche Diskussion ist schließlich kein Kampf mit Siegern und Besiegten, in dem Sie versuchen müssen, unter allen Umständen die Oberhand zu bewahren.
Wenn das Thesenpapier an die Stelle eines Referates treten soll, dann bedeutet dies zweierlei:
Die Struktur solcher Thesenpapiere kann unterschiedlich aussehen:
Die lineare Abfolge:
These, Begründung der These –
2. These, Begründung dieser These usw.
Diese Form bietet sich an, wenn Sie im wesentlichen eine bestimmte wissenschaftliche Position – das kann auch Ihre eigene sein – in Thesenform vorzutragen und in der Diskussion zu begründen gedenken.
Sie sind durch die Thesenform in diesem Falle stark auf die referierte Position festgelegt und müssen praktisch als Sprecher eines anderen auftreten, auch wenn Sie dessen Position gar nicht teilen, müssen im letyteren Falle also eine Art „Advocatus diaboli“ spielen. Wenn Sie nicht Ihre eigene Position vertreten und sich auch nicht die referierte Position zu eigen machen, geraten Sie bei dieser Form in eine schwierige Lage, da Sie natürlich die fremde Position nicht so vertreten können, wie ihr Urheber es sicher könnte, andererseits sich aber auch nicht ohne Verlust von ihr distanzieren können, da aus einer Diskussion über Thesen, hinter denen niemand steht, schnell die Luft heraus ist.
Abfolge:
These, Begründung der These –
Gegenthese, Begründung der Gegenthese
2. These, Begründung dieser These –
2. Gegenthese, Begründung usw.
In dieser Form lassen sich gut kontroverse in der Wissenschaft vertretene Positionen zum behandelten Thema darstellen. Durch die ausgewogene Darstellung mit Pro und Contra können Sie selbst distanziert bleiben, auch wenn Sie sich eine der Positionen zu eigen machen.
Allerdings besteht bei dieser Form auch die Gefahr eines Eindrucks von Beliebigkeit: „Man kann eben alles so oder so sehen.“ Wichtig ist daher, die Positionen auch wirklich gegeneinander zu stellen und nicht nur nebeneinander. Das heißt, die Argumente zu den Thesen beziehungsweise Antithesen müssen sich wirklich aufeinander beziehen und dürfen nicht aneinander vorbeizielen.
Abfolge:
These, Begründung der These –
Gegenthese, Begründung der Gegenthese
Synthese, Begründung der Synthese –
2. These, Begründung dieser These –
2. Gegenthese, Begründung
erneute Synthese, Begründung usw.
Diese Form unterscheidet sich von den beiden anderen durch das Entwicklungsmoment. Während in der linearen Abfolge eine Position sozusagen einsam ihre Bahn zieht (erst durch die Diskussion kommt ein soziales Moment hinein), in der Kontroverse zwei Positionen einander starr gegenüberstehen (diese Starre wird wiederum erst durch die Diskussion gelöst), stellt diese Form des Thesenpapiers eine dialektische Entwicklung dar. These und Antithese kommen in Dialog, das heißt sie verharren nicht im Gegensatz, sondern gehen aufeinander ein. Im Idealfall kommen sie – aufgrund der gegeneinander vorgebrachten Argumente – zu einer gemeinsamen Position, der Synthese. Das bedeutet nicht einfach, dass sie ihre ursprüngliche Position verlassen haben. Sondern sie haben sich so modifiziert, dass sie miteinander vereinbar werden.
In einer solchen Bewegung kann man manchmal Entwicklungen in der Theorietradition nachzeichnen: Erst wurde von X die erste Position vertreten; dann von Y die Gegenposition; schließlich wurden beide Positionen aufgehoben in der Synthese, die Z geleistet hat. Vielleicht lassen sich auch zeitgenössische Positionen in dieser Weise darstellen, dass die Schule x gegen die Schule y theoretisch zu Felde zieht, während doch die Schule z gezeigt hat, dass ihr Gegensatz ganz überflüssig ist.
Oder Sie können Ihre eigene Position als Synthese zu einer bestimmten These-Antithese-Konfrontation darstellen. Das lässt eine Position immer stark aussehen. Ob sie es wirklich ist, hängt davon ab, ob sie eine wirkliche Synthese ist oder nur ein fauler Kompromiss, ein „mittlerer Weg“ oder dergleichen.
Kompromisse und „mittlere Wege“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie Gegensätze aufheben, indem sie das, was den Gegensatz ausmacht oder begründet, einfach ausklammern beziehungsweise zwischen zwei Extremen die goldene Mitte wählen. Das mag der Alltagspragmatik durchaus entgegenkommen, die sich Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten ersparen will. Es dient aber absolut nicht dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis. Dafür dass die Wahrheit immer in der Mitte liegt, gibt es keinerlei Grund. Warum sollte sie?
Was also ist ein wirkliche Synthese?
Zunächst einmal muss der in These und Antithese formulierte Gegensatz ganz ernst genommen und darf nicht verwässert werden. Dann muss der tiefere Grund dieses Gegensatzes herausgestellt werden. Bei diesem Zurückgehen oder In-die-Tiefe-Gehen wird sich herausstellen, ob in letzter Instanz unvereinbare Grundpositionen vorliegen, die sich niemals vereinbaren lassen werden, oder ob es bestimmte Annahmen, Zwischenargumente und dergleichen sind, die aus in der Tiefe gleichen Grundpositionen Gegensätze werden lassen.
Jede Position, die das Entstehen der Gegensätzlichkeit erklären kann, steckt selbst nicht mehr in diesem Gegensatz, sondern wird zur übergreifenden Position, die beide Argumentationslinien in ihr eigenes Argumentationsgeflecht aufgenommen hat
Auf den folgenden Seiten geht es um die mediale Unterstützung eines Vortrags durch eine Folienpräsentation:
Die Folienprojektion (zuerst als Overhead-Projektion von beschrifteten Folien, dann als Beamer-Projektion von digitalen Dokumenten) hat weitgehend ihre Vorgängerin, die Tafelanschrift, abgelöst.
Doch auch in Zeiten von Laptop und Beamer schwören viele Lehrende an den Hochschulen weiterhin auf die Tafelanschrift als optimale Technik medialer Unterstützung von Vorträgen. Und das aus guten Gründen.
Mathematiker z.B. bevorzugen die Tafel, weil sie hervorragend geeignet ist, die Entwicklung von Formeln über viele aufeinander folgende Ableitungsschritte vor den Augen des Publikums entstehen zu lassen. Solche Einsatzszenarien gibt es natürlich nicht nur in der Mathematik, sondern auch in anderen Disziplinen.
Ein gewaltiger Vorteil der Tafel ist zudem, dass sie durch ihre meist viel größere nutzbare Präsentationsfläche erlaubt, sehr viel mehr im Blick des Publikums zu lassen; alles, was im Laufe eines Vortrags auf die Tafel geschrieben wird, bleibt im Idealfall bis zum Schluss und gemeinsam mit dem später daraus Entwickelten sichtbar. So können größere Zusammenhänge auf einen Blick dargestellt werden, während Folienprojektionen die mediale Unterstützung in Portionen aufteilen müssen, die nacheinander ein- und ausgeblendet werden, aber nie zusammen sichtbar sind.
Leider allerdings müssen die Vortragenden beim Tafelanschrieb ihrem Publikum den Rücken zuwenden. Wenn sie dabei weiter vortragen, sprechen sie also zur Tafel. Der fehlende Blickkontakt kann die Verbindung zwischen dem Vortragenden und seinen Zuhörer/innen abbrechen lassen, vor allem wenn die Phase des Tafelanschriebs länger dauert und der Vortragende nicht mehr mitbekommt, wieweit seine Zuhörer/innen überhaupt noch bei der Sache sind.
Entwicklungen Schritt für Schritt vor Augen zu führen, ist selbstverständlich auch mit projizierten Folien möglich. Durch die relativ kleine Fläche einer Projektionsfolie sind die Möglichkeiten zwar beschränkter, aber die medialen Ausdrucksmöglichkeiten, die diese Technik bietet, erlauben Darstellungsformen von Entwicklungen, die an der Tafel nicht realisierbar sind, zumal die kalligrafischen und zeichnerischen Fertigkeiten der Vortragenden ihrerseits ebenfalls Grenzen setzen. Entwicklungsabläufe können durch nacheinander zusätzlich eingeblendete Elemente auf einer Folie oder gar durch Animationen sowohl eindrucksvoller als auch schneller vorgeführt werden, während der Tafelanschrieb da vom Publikum schon mal Geduld verlangen kann.
Im Zeitbedarf des Tafelanschriebs kann andererseits auch wieder ein Vorzug liegen, den gerade auch Lernende zu schätzen wissen: Er kann das Tempo des Voranschreitens im Stoff so verlangsamen, dass es leichter wird zu folgen, man mehr Zeit hat, zu erfassen, was dort vermittelt werden soll, es zu be- und durchdenken und so besser zu verstehen.
Und schließlich verlangt die Folienprojektion eine sehr genaue Planung des Ablaufs. Das gibt zwar Sicherheit und sorgt für den roten Faden. Aber es beschränkt auch die Möglichkeiten, spontan den Vortragsablauf insgesamt oder auch seine mediale Unterstützung zu ändern, weil einem beim Vortrag ein neuer interessanter Gedanke gekommen ist, den man gerne noch einfügen will, weil man an den Reaktionen des Publikums merkt, dass man besser einen anderen Vermittlungsweg beschreitet. Dies wird umso bedeutsamer, je mehr Dialog zwischen Vortragendem und Publikum stattfindet.
Sie sehen: Nicht immer ist der Einsatz neuerer Technik didaktisch sinnvoll. Auch wenn im Uni-Betrieb inzwischen die Computerprojektion von Präsentationsfolien Standard geworden ist, bleibt es im Einzelfalle eine Überlegung wert, ob nicht eine andere Medientechnik bessere Möglichkeiten bietet, Ihre Vermittlungsintentionen zu realisieren. Sie sollten sich in einem solchen Falle allerdings absichern, indem Sie das mit dem Seminarleiter entsprechend vorher besprechen; und indem Sie den ungeheuer guten didaktischen Sinn eines solch technisch „rückschrittlichen“ Medieneinsatzes explizit ausführen und so zeigen, welch kluge Gedanken Sie sich auch zu diesem Aspekt Ihrer Präsentation gemacht haben und dass Sie nicht blind technikgläubig der neuesten Mode folgen, nur weil das alle tun.
Es gibt speziell für diesen Einsatz gedachte „Präsentationsprogramme“ (wobei eines davon derzeit praktisch eine Monopolstellung hat). Mit ihnen lassen sich Folien-Projektionen („Präsentationen“ genannt) nach einer nicht allzu aufwändigen Einarbeitung schnell und komfortabel erstellen. Sie bieten umfangreiche Unterstützung zur Anreicherung Ihrer Präsentationen mit Grafiken, Bildern, Tabellen, Diagrammen, Audio, Video und Animation. Außerdem liefern sie fertige Vorlagen mit, um Ihren Folien ein einheitliches Aussehen mit grafisch gestalteten Hintergründen, standardisierter Anordnung der einzelnen Folienelemente wie Titel, Überschriften, Logos usw. zu verleihen. Die weltweite Dominanz des einen Präsentationsprogramms führt allerdings dazu, dass man, je mehr Präsentationen man mitbekommt, umso häufiger die benutzten Vorlagen wieder erkennt, was wie bei sich penetrant wiederholenden Werbeeinblendungen im Fernsehen zu einem Abwehrgefühl beim Rezipienten führt – aus Sicht des Vortragenden sicher keine günstige Wirkung.
Im Prinzip allerdings können Sie Computer-Präsentationen mit jedem Programm erzeugen, das Ihnen erlaubt, Inhalte seitenweise aufzurufen: mit Textverarbeitungsprogrammen ebenso wie mit Kalkulationsprogrammen, Desktop-Publishing-Programmen, Bildbearbeitungsprogrammen oder HTML-Editoren (Programmen, mit denen sich Webseiten gestalten lassen, die dann von einem Webbrowser dargestellt werden können). Insbesondere HTML-Editoren sind eine ernsthafte Alternative zu Präsentationsprogrammen, bieten sie doch ebenfalls einen riesigen Umfang an Möglichkeiten zur Anreicherung der Seiten mit Grafiken, Video usw., eben allem, was Sie auch auf Webseiten antreffen können.
Gewissensfrage: Begleiten Sie Ihren Vortrag durch eine Folienpräsentation? Oder begleiten Sie Ihre Folienpräsentation durch einen Vortrag? Sollen Ihre Folien im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen; oder wollen Sie als Vortragender die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen?
In der Regel sollten nicht die Folien, sondern sollte Ihr mündlicher Vortrag das „tragende Element“ Ihrer Präsentation sein sollten. Dann braucht auch nicht alles, was Sie zu vermitteln haben, auf den Folien enthalten zu sein; und Sie können die Funktion der Folien darauf beschränken,
Was Sie hingegen in der Regel vermeiden sollten, ist, Ihren Folien die Hauptlast der Vermittlung zu überantworten und selbst in Ihrem Vortrag lediglich die Folien zu kommentieren oder gar nur noch einmal zu sagen, was man sowieso sieht.
Zur Foliengestaltung gehören:
Wie bei der Gestaltung von Textdokumenten sollten Sie auf eine gewisse Einheitlichkeit achten:
Es ist sinnvoll, sich bei der Foliengestaltung an Seh-Erwartungen des Publikums zu orientieren, damit es gleich „im Bilde“ ist und nicht erst suchen muss, wo auf der Folie sich welche Informationen finden. (Es kann auch sinnvoll sein, das gerade nicht zu tun, um besondere Aufmerksamkeit zu erzielen. Aber wie immer bei Regelbrüchen, sollten Sie diese sehr bewusst und überlegt einsetzen; und nicht nur, um irgendwie originell oder anders zu sein.) Die Seh-Erwartungen sind heute stark geprägt von Standards, die bei der Gestaltung von Web-Seiten verbreitet sind: Im Kopf der Seite steht so etwas wie ein Titel oder Thema, links findet sich die „Navigationsleiste“, die zugleich eine Art Inhaltsverzeichnis ist; und am unteren Bildschirmrand steht, von wem diese Seite stammt. Diese Einteilung in vier Bereiche können Sie auch der Foliengestaltung zu Grunde legen (vgl. Abb.).
(1) Im Kopfbereich, der sich über die ganze Folienbreite erstreckt, steht das Thema, zu dem Sie vortragen. Sie können dort zudem auch die Lehrveranstaltung nennen und das Datum des Vortrags. Dieser „Header“ kann für jede Folie gleich bleiben.
(2) In einer linken Spalte steht die Gliederung bzw. das Inhaltsverzeichnis. Dort können Sie jeweils sichtbar machen, in welchem Abschnitt, Kapitel oder Gliederungspunkt Ihres Vortrags man sich mit der jeweiligen Folie gerade befindet. So behält das Publikum immer die Übersicht und die Orientierung im Ablauf.
(3) Im Fußbereich der Folie steht der Name des Vortragenden. Hier können Sie alternativ auch die Lehrveranstaltung und das Datum des Vortrags angeben, statt sie mit in den „Header“ zu nehmen. Oft wird rechts unten auch angegeben, die wievielte von wie vielen Folien gerade projiziert wird. (Dies ist nur sinnvoll, wenn Sie auch wirklich alle Folien zeigen; zeigen Sie nur eine Auswahl, irritiert dies Angabe nur.)
(4) Was bleibt, ist die Fläche für die zu präsentierenden Inhalte.
Als für die Bildschirmdarstellung geeignete, da gut lesbare Schriftarten haben sich serifenlose Schriften erwiesen. Das hängt zum einen mit der geringeren „Auflösung“ zusammen, die auf Bildschirmen und bei Projektionen heute (noch) darstellbar sind, worunter die Feindarstellung von Serifen vor allem bei kleinerer Schrift leidet.
Das Problem der unzulänglichen Feinzeichnung von Serifen wurde allerdings behoben, indem neue Serifenschriften entwickelt wurden, die speziell für die Bildschirmdarstellung geeignet sind, da deren Serifen so prägnant ausgeprägt wurden, dass sie die geringere Auflösung sozusagen heil überstehen. Am Bildschirm macht das ja auch Sinn, weil dort auch schon mal größere Textmengen dargestellt werden und so die den Blick leitende Funktion der Serifen zum Tragen kommt. Bei Folienprojektionen wird dies zwar weitaus seltener benötigt; dennoch sind solche Serifenschriften (Beispiel: Georgia) somit auch dafür gut verwendbar.
Beim Schrifteinsatz kommt es nicht nur auf die Lesbarkeit an, sondern auch auf die „Anmutung“: sachlich, verspielt, plakativ, seriös, wuchtig usw. Ich vermute, dass Sie bei der Präsentation von Ergebnissen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der Regel eher einen sachlichen Eindruck erzielen wollen. Comic-Schriften oder aus Handschriftformen abgeleitete Schriften sind daher ungeeignet.
Wenn Sie mit Ihrem eigenen Notebook/Laptop projizieren, haben Sie die von Ihnen verwendeten Schriften verfügbar. Wenn Sie aber Ihre Präsentation lediglich auf einem Datenträger mitnehmen und auf einem fremden Computer laufen lassen, ist nicht sicher, dass alle Schriften, die Ihnen persönlich zur Verfügung standen, dort auch installiert sind. Sollten Sie seltenere, ausgefallene Schriften verwenden, müssen Sie das überprüfen; oder eben doch vorsichtshalber eine der überall verfügbaren Standardschriften wie die Verdana verwenden.
Die Wahl der Schriftgröße ist natürlich in hohem Maße abhängig davon, wie groß die genutzte Projektionsfläche ist und wie weit die Zuhörer/innen von ihr entfernt sind. Daher lassen sich dafür keine eindeutigen Maße angeben. Meist dürfte in normalen Seminarräumen eine Schriftgröße von 18 Punkt hinkommen.
Typografen empfehlen für Bildschirmdarstellungen und Projektionen etwas größere Laufweiten der Schriften und etwas größere Zeilenabstände (eher 30% als 20%) als bei gedrucktem Text.
Am Bildschirm und bei der Projektion soll die Zeilenlänge 35 Zeichen möglichst nicht überschreiten. Daraus ist schon ersichtlich, dass die gleichzeitig auf einer Folie darstellbare Textmenge sehr reduziert ist und Sie darauf achten müssen, Ihre Inhalte entsprechend aufzuteilen, ohne dass sie allzu sehr zerstückelt werden und der Zusammenhang verloren geht.
Schwarz auf Weiß ist nicht zufällig Standard beim gedruckten Text. Grundsätzlich gilt auch für Projektionen, dass der Schwarz-Weiß-Kontrast für die Lesbarkeit von Text am günstigsten ist (übrigens auch bei invertierter Darstellung, also Weiß auf Schwarz). Farbe sollten Sie also vorsichtig einsetzen; als Hintergrund für schwarzen Text nur möglichst helle Farben, als Hintergrund für weißen Text nur möglichst dunkle Farben. Bedenken Sie außerdem immer, dass die Farbwirkung bei der Projektion höchstwahrscheinlich eine völlig andere ist als auf Ihrem Bildschirm zu Hause, und zwar meist deutlich weniger „schön“. Ihr warmes Rot erhält plötzlich einen kalten Blaustich; ihr sanftes Gelb wird zu einem giftigen Grün; die Helligkeitswerte stimmen nicht mehr usw.
Auch die Beleuchtungsverhältnisse im Vortragsraum spielen eine große Rolle. Bei Tageslicht sinken die Kontrastwerte durch Überstrahlung ohnehin ganz erheblich; und selbst bei Abdunkelung oder nach Einbruch der Dunkelheit erreichen sie nie den Umfang wie bei Ihnen auf dem Bildschirm.
Unsere Empfehlung ist daher, dass Sie es für den Folienhintergrund bei Weiß belassen; entsprechend bei der Schriftfarbe bei Schwarz. Um die verschiedenen Bereiche der Folie voneinander abzusetzen, sollten Sie eher Linien als unterschiedliche Farbhintergründe verwenden. Farbe sollten Sie nur einsetzen, um im Text bestimmte Passagen hervorzuheben (verwenden Sie dann dafür immer die selbe Farbe), entweder indem Sie den Text mit Farbe hinterlegen (analog zu einem Textmarker) oder indem Sie den Text selbst farblich hervorheben. Beide Weisen der Textauszeichnung vermindern den Kontrast von Text und Hintergrund; daher: möglichst helle Farbe zum Hinterlegen; möglichst dunkle Farbe für den Text.
Farbe können Sie in Ihre Folien außerdem durch den Einsatz illustrierenden Bildmaterials oder von Grafiken bringen, welche Strukturen oder Prozesse visualisieren. Achten Sie aber auch hier immer darauf, dass die Kontraste aneinander stoßender Farben groß genug sind.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, heißt es so schön – und unzutreffend. Natürlich spricht ein Bild uns anders an als ein Text, vor allem unmittelbarer, weil es direkt über die Sinne wirkt und auch ohne, dass wir nachdenken, in uns etwas bewirkt: Vorstellungen, Assoziationen, Emotionen. Ein Text kann nicht nur geschaut, er will erst gelesen werden; eine intellektuelle Operation wird nötig, damit er Wirkung entfaltet; diese ist daher mittelbar, nämlich vermittelt über ein Verständnis des Textes. Bild und Text lassen sich daher nicht gegeneinander ausspielen, wie es das obige Zitat tut. Sie haben unterschiedliche Funktionen und Wirkungen. Ein Bild sagt keineswegs „mehr als tausend Worte“, sondern es sagt etwas anderes als tausend Worte. Ob ich also ein Bild gebrauche oder tausend Worte, hängt davon ab, was denn „gesagt“ werden soll. Und da kann es genauso nichts sagende Bilder wie nichts sagende Worte geben.
Text hat manchmal das Ziel, im Rezipienten eine bildhafte Vorstellung entstehen zu lassen, beispielsweise
Solche Vorstellungsbilder benötigen wir, um sozusagen „auf einen Blick“ das Ganze, das in einem Text sukzessive (sequentiell) entwickelt wird, zu erfassen und uns merken zu können. Grafiken können helfen, solche das Verständnis erleichternde Vorstellungsbilder zu entwickeln bzw. abzugleichen, ob und wieweit das eigene Vorstellungsbild mit dem übereinstimmt, das der Vortragende entstehen lassen möchte. (Übrigens ist es auch für den Vortragenden sehr hilfreich zu versuchen, solche Grafiken zu entwickeln, weil es ihn nötigt, sich über die Struktur seiner Überlegungen klarer zu werden.) Rückfragen zu Struktur- und Prozessgrafiken decken oft grundlegende Verständnisprobleme oder Missverständnisse auf.
Man muss allerdings bedenken, dass Grafiken auch Missverständnisse erst erzeugen können, weil die verwendete Symbolik mehrdeutig ist. Ein Pfeil, der von einem Objekt A zu einem anderen Objekt B führt, mag z.B. heißen: A impliziert B (auf A folgt notwendig B); A verweist auf B (zum Verständnis von A siehe B); A geht B zeitlich voraus (B folgt A nach); A richtet sich auf B (B ist Objekt von A) usw. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Publikum intuitiv Ihre Symbolsprache genau richtig versteht; erläutern Sie, was die von Ihnen verwendeten Symbole bedeuten sollen.
Wissenschaftliche Inhalte sind oft recht abstrakt. Auch wenn man sie kognitiv-intellektuell versteht, ist nicht unbedingt damit verbunden, dass man sie hinsichtlich ihrer Lebensbedeutsamkeit einordnen kann. Namen von Autoren, historische Zeitangaben, Ortsangaben – es hilft zu verstehen, dass solche „Daten“ in Lebenskontexte eingebunden sind, wenn man ein Portrait dazu sehen kann; wenn das Leben der Zeit durch Abbildungen vor Augen geführt wird, wenn die Ortsangabe illustriert werden kann.
Setzen Sie nicht Bilder ein, um Ihre Folien lediglich „aufzuhübschen“ und irgendwie interessanter aussehen zu lassen. Überlegen Sie, welche Funktion die Grafik oder das Bild erfüllen soll hinsichtlich der Vermittlungsintention, die Sie mit Ihrer Präsentation verfolgen.
Animationen sind Veränderungen auf der Folie, die nicht durch Folienwechsel bewirkt werden. Präsentationsprogramme bieten Ihnen Möglichkeiten zur Animation von Objekten auf der Folie an: von Text ebenso wie von grafischen und Bild-Elementen. Auch hier gilt: Animationen sollten Sie nur einsetzen, wenn Sie sich darüber Rechenschaft abgelegt haben, welche hilfreiche Funktion sie haben.
Unter die hilfreichen Funktionen zählt nicht, dass durch die Animation dem Publikum imponiert und die mediale Kompetenz des Vortragenden demonstriert werden soll. Hilfreich ist die Animation, wenn sie der Vermittlungsintention dient: durch Veranschaulichung etwas verständlicher macht; oder es dem Publikum erleichtert, bei der Sache zu bleiben.
Wie Grafiken können Animationen vor allem Prozessverläufe sehr gut veranschaulichen. Elemente erscheinen nacheinander auf der Folie; Pfeile gehen von Objekten aus und erstrecken sich hin zu anderen Objekten; Objekte verändern ihren Ort auf der Folie; Objekte wachsen und schrumpfen oder verschwinden; Vernetzungen zwischen Objekten entstehen usw.
Animationen sind – sparsam eingesetzt – auch legitim, um die Aufmerksamkeit des Publikums wieder zu fesseln, wenn sie verloren zu gehen droht; was sich bewegt, zieht unwillkürlich unseren Blick an. Sie können aber auch, wenn dem Publikum deutlich wird, dass sie keine in der Sache begründete Funktion haben, schnell als störende und nervende Ablenkung vom Wesentlichen empfunden werden.
Was Sie auf jeden Fall vermeiden sollten:
Der einfachste Übergang von einer Folie zur nächsten besteht darin, dass die eine Folie ausgeblendet und die nächste eingeblendet wird. Dieser Übergang kann abrupt geschehen oder durch eine gewisse Überblendungszeit weicher gestaltet werden. Auch für Folienübergänge bieten Präsentationsprogramme eine ganze Reihe von Möglichkeiten an. Folienübergänge haben anders als Animationen praktisch nie eine das Verständnis erleichternde Funktion; entweder sind sie so zurückhaltend, dass man sie als solche gar nicht registriert; oder sie betonen den Übergang zur nächsten Folie durch mehr oder weniger aufmerksamkeitsheischende Sensationen und unterbrechen somit den inhaltlichen Fluss der Präsentation.
Damit ist auch schon angedeutet, wie Sie Übergänge sinnvoll einsetzen:
Merkbare Übergänge sind auffälliger und sollen es ja auch sein: Es soll auffallen, dass ein Einschnitt erfolgt. Aber auffällige Übergänge können sich auch abnutzen, je auffälliger/sensationeller, desto schneller.
Sie sollten die Übergänge einheitlich gestalten und insbesondere für die auffälligen Übergänge nur eine Form verwenden.
Klausuren gehen von der Unterstellung aus, dass Sie das Thema vorher nicht kennen, das Sie zu bearbeiten haben. Dennoch müssen Sie sich darauf vorbereiten können.
Die beste Vorbereitung wäre zweifelsohne eine umfassende Kenntnis des gesamten Faches oder Fachgebiets, in dem Sie die Klausur schreiben, so dass Sie nichts überraschen könnte und Sie auf alles vorbereitet wären. Das ist unmöglich. Um sich auf eine Klausur vorbereiten zu können, muss man den Bereich, aus dem die Themen stammen können, eingrenzen. Entweder ist klar, dass Ihnen nur Kenntnisse abverlangt werden, die Ihnen in einer Lehrveranstaltung oder in einem Zyklus von Lehrveranstaltungen vermittelt wurden. Oder es gibt Absprachen mit dem Themensteller über entsprechende Eingrenzungen.
Eine Klausur zeichnet sich zudem durch den enormen Zeitdruck aus, unter den Sie gestellt werden. Nur, was Sie in zwei bis vier Stunden zu Papier bringen können, zählt, egal, was Sie sonst noch alles im Kopf haben und zu Papier bringen könnten, wenn man Ihnen mehr Zeit ließe. Hier wird also Geschwindigkeit zu einem Maßstab für wissenschaftliche Qualifikation.
Daraus ergibt sich, dass Sie sich auf eine Klausur auch unter dem Gesichtspunkt vorbereiten sollten, dass Sie schnell arbeiten können. Mit der Fülle und dem Tiefgang Ihrer wissenschaftlichen Kenntnisse hat das wenig zu tun. Wichtiger ist, dass Sie in der Lage sind, aus Ihrem Wissensschatz schnell das Benötigte auszugraben und ihm Struktur zu geben; dass Sie beim Schreiben nicht ständig nach passenden Worten suchen und um die richtige Formulierung ringen müssen.
Wenn Sie sich nun auf den Bereich, aus dem das Klausurthema vermutlich gestellt werden wird, vor allem in der Weise vorbereiten, dass Sie lesen und nochmals lesen, dann werden Sie zwar möglicherweise über viel Wissen verfügen, auf das Sie in der Klausur zurückgreifen können. Was Sie wissen, wird ein Vielfaches von dem sein, was Sie in den paar Stunden niederschreiben können. Sie werden also nicht vor dem Problem stehen, dass Ihnen nichts einfällt. Aber Sie sind völlig unvorbereitet auf das Problem des Zeitfaktors.
Natürlich müssen Sie sich einen soliden Wissensfundus schaffen. Aber das ist nicht alles. Auf das Problem des Zeitfaktors können Sie sich nur vorbereiten, wenn Sie Übung darin haben, Ihr Wissen zu sichten, zu ordnen und zu strukturieren (wenn Sie das können, haben Sie zu Beginn der Klausur schnell eine brauchbare Gliederung stehen); und darin, Ihre Gedanken schriftlich zu formulieren (dann brauchen Sie während der Klausur nicht verzweifelt nach Formulierungen zu suchen; der Text „fließt“ Ihnen „aus der Feder“).
Für beides gibt es kaum einen besseren Rat, als zu den vorgesehenen Themenbereichen der Klausur zu Hause vorweg kleinere Aufsätze zu schreiben. Sobald Sie sich eine gewisse Basis an Kenntnissen durch Lektüre geschaffen haben, sollten Sie versuchen, dazu aus dem Kopf eine kleine Abhandlung zu schreiben. Dabei ordnen Sie schon einmal Ihre Gedanken, Sie bekommen Übung, die betreffenden Sachverhalte zu formulieren, und Sie merken, wo Sie noch Lücken haben. Außerdem bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie viel man in bestimmter Zeit schreiben kann. Warten Sie damit nicht bis zum Tag vor der Klausur. Machen Sie sich die Mühe schon frühzeitig. Dann können Sie aufgrund der dabei gemachten Erfahrung Ihre inhaltlichen Vorbereitungen gezielter fortsetzen und sich kurz vor der Klausur noch einmal hinsetzen und Ihr nun erweitertes Wissen ausformulieren.
Es ist nicht nötig, dass Sie das Klausurthema genau kennen. Formulieren Sie für Ihre Abhandlungen ziemlich umfassende Themen. Sie werden dann länger brauchen, all Ihr Wissen dazu in eine gedankliche Ordnung zu bringen und niederzuschreiben. Vielleicht ein paar Tage. Aber die Mühe lohnt sich. Ist das Klausurthema dann enger gefasst, müssen Sie gedanklich zwar abspecken, können aber auf das, was Sie an gedanklicher Ordnung und Formulierungen im Kopf haben, zurückgreifen, ohne ein ausformuliertes Papier in der Tasche zu haben. Denn was man einmal geschrieben hat und erst recht, was man zweimal geschrieben hat, ist wesentlich präsenter, als was man nur gelesen und im Kopf verarbeitet hat.
Sie dürfen aber nicht versuchen, Ihre zu Hause geschriebene Abhandlung wörtlich zu rekapitulieren, also diese Abhandlung auswendig zu lernen. Dann werden Sie unflexibel in Bezug auf die Anpassung des Gedankenaufbaus an die genaue Themenstellung der Klausur. Und Sie suchen womöglich krampfhaft nach den wörtlichen Formulierungen in Ihrem Gedächtnis und verlieren Zeit, wenn sie Ihnen unter dem Druck der Situation einfach nicht einfallen wollen.
Einige Hinweise zur Prüfungsform "Hausarbeit:
Hausarbeiten und Abschlussarbeiten stellen die klassische Form der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit im Studium dar.
In einer Hausarbeit haben Sie sozusagen im kleinen schon einmal die Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, die dann im großen in der Abschlussarbeit zum Tragen kommen sollen.
Bei einer Hausarbeit in den Anfangssemestern wird üblicherweise nur oder fast nur Reproduktion verlangt: die Wiedergabe wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne eigene Stellungnahme. In höheren Semestern wird von Ihnen schon eher erwartet, dass Sie die referierten Erkenntnisse bewertend in Zusammenhänge einordnen, die Sie als relevanten Bewertungshorizont ausweisen können. Aber dies wird von den Dozenten sehr unterschiedlich gesehen. Eine Vorklärung dieser Frage ist daher unbedingt anzuraten. Sonst bemängelt der eine Dozent den zu geringen Gehalt an eigener gedanklicher Leistung, die sich für ihn originär in kritischer Stellungnahme beweist. Und der andere verlangt, Sie sollten erst einmal zeigen, dass Sie zur korrekten Erfassung wissenschaftlicher Texte und angemessener Wiedergabe ihres Gehalts in der Lage sind, bevor Sie sich erlauben dürfen, Ihren eigenen Senf dazuzugeben.
Für die Wahl des Themas einer Hausarbeit, vor allem im Hauptstudium, gibt es meines Erachtens zwei Hauptkriterien:
Wenn beides miteinander vereinbar ist, umso besser.
Bei der Wahl des Themas für eine Abschlussarbeit sollten Sie zusätzlich berücksichtigen:
Wollen Sie diese Kriterien zur Geltung bringen, sollten Sie natürlich zusehen, das Thema selbst bestimmen zu können. Ein Thema, das Sie interessiert, werden Sie mit sehr viel mehr Lust bearbeiten, und das kann der Qualität Ihrer Arbeit nur zugute kommen. Und der Blick auf die spätere Prüfung sorgt dafür, dass Sie Themen bearbeiten, die als Prüfungsthemen zumindest in Betracht kommen (und gute Vorarbeiten können der Aussicht auf die Prüfung ein wenig von ihrem Schrecken nehmen), ohne dass Sie sich damit festlegen. Es ist auch ein besseres Gefühl, Arbeit in eine Sache zu stecken, die anschließend nicht ein für allemal erledigt ist, sondern auf der Sie weiter aufbauen können.
Nur wenn Sie sich ein Thema geben lassen, besteht überhaupt die Gefahr, dass Ihr Betreuer Ihre Arbeitskraft für eigene Zwecke (Zuarbeit zu einem Forschungsprojekt oder ähnliches) ausnutzt. Solange der Nutzen gegenseitig ist, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Seien Sie trotzdem auf der Hut! Vage Versprechungen auf eine spätere Einstellung als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter sollen Sie vielleicht nur ködern. Informieren Sie sich bei Kommilitonen über diesbezügliche Erfahrungen mit dem betreffenden Dozenten.
Es ist immer gut, wenn Sie über die Dinge, an denen Sie arbeiten, mit jemandem sprechen können, der ein ähnliches Interesse an ihnen hat. Das kann verhindern helfen, dass Sie sich in Ihren theoretischen Vorstellungen einigeln und zu keiner Distanz ihnen gegenüber mehr fähig sind.
Die Anfertigung einer Hausarbeit steht meist nicht unter dem zeitlichen Druck, unter dem andere Leistungsnachweise wie Seminarprotokoll oder Referat wegen ihrer Funktion für ein laufendes Seminar stehen. Dadurch, dass Ihnen oft eine längere Bearbeitungsfrist eingeräumt wird, sind Sie eingeladen, mehr persönliche Bedeutung hineinzulegen: sie zum Anlass zu nehmen, den Stand der eigenen wissenschaftlichen Entwicklung nicht nur dem Betreuer, sondern auch sich selbst unter Beweis zu stellen. Für Abschlussarbeiten gilt dies verstärkt. Das motiviert und hemmt. Es motiviert zunächst dazu, sich ordentlich ins Zeug zu legen, und verleitet dazu, die Ansprüche an sich selbst ziemlich hoch zu schrauben. Und da liegt das Problem: Es erweist sich für viele Studierende als äußerst schwierig, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden (oder den eingebildeten Ansprüchen des Betreuers). Ewig bleibt man unzufrieden mit dem bisher zu Papier Gebrachten, man nimmt sich vor, das Manuskript noch weiter zu verbessern, dies noch zu lesen und das noch; den Aspekt noch zu berücksichtigen und jenen. Zugleich sinkt die Arbeitsmotivation rapide, man schiebt auf, zieht anderes vor, und irgendwann ist die Arbeit nur noch eine Belastung. Was soll man dagegen tun?
Als erstes: Die Ansprüche an sich selbst dürfen Sie nicht nach dem ausrichten, was Sie gerne können würden, sondern an dem, was Sie wirklich erwiesenermaßen schon können und wozu Vorarbeiten von Ihnen vorliegen. Das hat meist wesentlich bescheidenere Themenstellungen zur Konsequenz, als sie Ihnen in den Sinn kommen, wenn Sie sich ein „interessantes“ Thema vornehmen. Das heißt nicht, dass Sie so ein „interessantes“ Thema nun ganz fallen lassen müssen. Aber Sie müssen zusehen, dass Sie enger umgrenzte Themen ausfindig machen, die zwar nicht das interessante Thema in seiner wissenschafts- oder welterschütternden Globalität erschöpfen, wohl aber dazu geeignet sind, Ihren wissenschaftlichen Horizont in einer überschaubaren Teilfrage ein Stück zu erweitern.
Als zweites sollten Sie sich eine Frist für die Fertigstellung setzen und eingedenk dessen, dass man in Dingen, die man nur mit sich selbst ausgemacht hat, schon mal weich werden kann, diese Frist mit dem Betreuer vereinbaren (falls die nicht – wie auf jeden Fall bei einer Abschlussarbeit oder wenn die Arbeit eine Prüfungsleistung ist – ohnehin festliegt). Und dann: sich die Arbeit so einteilen, dass Sie geraume Zeit vor dem vereinbarten Termin fertig werden. Wenn es geht, vereinbaren Sie mit Ihrem Betreuer, dass Sie ihm eine vorläufige Fassung der Arbeit (Rohfassung) nach ca. 2/3 der Bearbeitungszeit zur Prüfung vorlegen. Dann können Sie einigermaßen sicher sein, dass in Ihrem Kopf nicht Ansprüche des Betreuers ihr Unwesen treiben, die in der Wirklichkeit gar nicht existieren, oder Aspekte unbeachtet bleiben, deren Berücksichtigung man von Ihnen erwartet. Bei Hausarbeiten ohne festen Abgabetermin sollten Sie auch daran denken, dass es für Ihren Betreuer sehr lästig ist, wenn er irgendwann plötzlich eine Arbeit präsentiert bekommt, an deren Vereinbarung er sich, wenn überhaupt, nur noch ganz dunkel erinnert und zu deren Thema er aktuell gar keine Beziehung mehr hat, weil sich seine Arbeitsschwerpunkte verlagert haben.
Versuchen Sie, zwischen Fertigstellung der Rohfassung und endgültiger Überarbeitung Ihres Manuskripts eine Pause einzuschieben, in der Sie sich mit anderem (zum Beispiel mit der Vorbereitung auf eine Klausur in einem anderen Fach) beschäftigen. Sie gewinnen so etwas Distanz zu Ihrem Werk und können an die abschließende Überarbeitung wieder etwas freier und unvoreingenommener herangehen. Auch gegebenenfalls notwendige Kürzungen fallen Ihnen danach erfahrungsgemäß leichter. (Diese Pause müssen Sie ohnehin einkalkulieren, wenn Ihr Betreuer bereit ist, sich die Rohfassung Ihrer Arbeit durchzusehen.)