Das Beste, was Sie tun können, ist, möglichst große Klarheit zu schaffen über das, was von Ihnen erwartet wird. Vor allem: Glauben Sie nicht den umlaufenden Gerüchten, lassen Sie sich nicht von anderen in Panik versetzen, die irgendwo gehört haben, dass … usw. Schnell türmen sich da vor dem inneren Auge gewaltige Hürden, ja unüberwindbare Berge auf, und Sie verlieren alle Zuversicht, dass Sie das schaffen werden. Die umlaufenden Gerüchte sind, lassen Sie sich das gesagt sein, entweder vollständig oder doch überwiegend falsch oder bestenfalls halb wahr. (Und in Zeiten von StudiVZ und dergleichen haben Gerüchteverbreiter so wirksame Gerüchtebeschleuniger zur Verfügung, dass sie in kürzester Zeit auf der Basis haltloser Behauptungen massenhafte Hysterie und Panik erzeugen können.) Das Einfachste und Sicherste ist, Sie sprechen die Erwartungen mit der Person, die Ihnen Ihre Aufgabe gibt bzw. Ihre Arbeit beurteilen wird, möglichst genau durch. Machen Sie sich eine Liste der zu klärenden Fragen, bevor Sie in das Gespräch gehen; und geben Sie sich nicht mit einer ungefähren Ahnung zufrieden, sondern fragen Sie im Zweifel nach.
Kaum ein an der Hochschule tätiger und lehrender Wissenschaftler wird sagen, dass ihm die formale Korrektheit einer Arbeit wichtiger sei als ihr Inhalt. Dennoch soll es vorkommen, dass Hochschullehrer es ablehnen, eine Arbeit auf ihre inhaltliche Qualität hin zu beurteilen, weil sie schon formal unter aller Kritik sei. Sie sollten sich demnach darauf einstellen, dass formale Korrektheit von vielen Lehrenden als eine Art Vorbedingung für inhaltliche Qualität angesehen wird.
Bei Leistungsnachweisen sollten Sie also darauf achten, dass die formalen Dinge hundertprozentig stimmen.
Die Ergebnisse Ihrer wissenschaftlichen Arbeit werden Sie während Ihres Studiums in verschiedener Form abzuliefern haben: als Seminarvortrag (Referat), als Beantwortung von Fragen in einer mündlichen Prüfung, als Klausur. Die meistgebrauchte Form aber ist die schriftliche Ausarbeitung.
Die Themenfindung zu einer wissenschaftlichen Arbeit ist erfahrungsgemäß eine der schwierigsten Herausforderungen im Studium. Das tritt besonders zu Tage bei Arbeiten, bei denen es „um viel geht“ und zugleich oft ein größerer Spielraum besteht, eigene Interessen und Perspektiven einzubringen: Prüfungs- und Abschlussarbeiten (Diplomarbeit, Magisterarbeit, Staatsexamensarbeit, BA-Thesis, MA-Thesis usw.). Aber auch bei „kleineren“ Arbeiten und selbst dann, wenn das Thema „gegeben“ wird, findet man sich mit einer oft unterschätzten Hürde konfrontiert.
Die Herausforderung lautet, ein Thema zu finden,
Der Zugang zum Thema gestaltet sich natürlich unterschiedlich, je nachdem, ob Sie das Thema selbst wählen können/müssen oder man es Ihnen „gibt“.
In den Disziplinen wird dies recht unterschiedlich gehandhabt. In den geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienfächern wird vor allem bei größeren Abschlussarbeiten häufiger die Wahl des Themas den Studierenden überlassen. Auch bei den „kleineren“ Arbeiten während des Studiums sind die Vorgaben oft relativ unbestimmt, so dass zumindest die genauere Eingrenzung und Fokussierung des Themas von Ihnen selbst vorgenommen werden muss. In natur- und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen sind die Vorgaben meist enger und die Aufgabenstellungen präziser; selbst Abschlussarbeiten bestehen hier oft in der Abarbeitung einer ziemlich fest umrissenen Aufgabenstellung, stellen also gewissermaßen Auftragsarbeiten dar.
Welche der beiden Varianten für Sie die angenehmere ist, lässt sich gar nicht so eindeutig sagen. Können Sie das Thema selbst wählen, stellt die Themenwahl eine eigene zusätzliche Herausforderung dar, deren Mühen oft unterschätzt werden. Gerade bei besonders anspruchsvollen wissenschaftlichen Arbeiten wie Dissertationen nimmt in geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen die Phase der Themenfindung oft einen sehr großen Zeitraum ein, der dann für die eigentliche Arbeit am Thema fehlt. Da mag es manchen einfacher erscheinen, man gibt ihnen eine klare Aufgabenstellung, mit der sie sofort loslegen können. Andererseits geht man an ein selbst gewähltes Thema mit einer anderen Motivation heran; die Bearbeitung wird in höherem Maße zum eigenen Anliegen; und das kann der Qualität sehr zu Gute kommen.
Die Polarität zwischen den beiden Varianten ist aber gar nicht so eindeutig, wie sie auf den ersten Blick scheint. Auch bei einem selbst gewählten Thema müssen Sie letztlich den Erwartungen und Anforderungen der Person genügen, die Ihre Arbeit bewerten wird. Und auch bei einem „gegebenen“ Thema müssen Sie für sich noch erschließen, worin genau denn der „Auftrag“ besteht, den Sie zu erfüllen haben.
In jedem Falle ist zu klären:
Eine Überschrift, ein Titel ist noch kein Thema! Jedenfalls dann nicht, wenn der Titel lediglich den Gegenstand oder das Gegenstandsfeld bezeichnet, das bearbeitet werden soll.
Ein Thema gibt mehr an, nämlich:
Ein Titel, der nicht nur einen Gegenstand benennt, sondern auch die inhaltliche Behandlung des Gegenstandes andeutet, würde ein Thema formulieren. Mit dem Thema ist also der Gegenstand benannt und die inhaltliche Schwerpunktsetzung in der Behandlung des Gegenstandes umrissen. Normalerweise sollten die Titel wissenschaftlicher Arbeiten ein Thema formulieren und nicht nur einen Gegenstand benennen.
Titel oder Themenbenennung und tatsächlich zu behandelndes Thema sind nicht dasselbe. Klarheit über das Thema zu bekommen, ist etwas anderes, als ein Thema benannt oder den Titel einer Arbeit zu bekommen. Möglicherweise stellt sich während der Bearbeitungszeit heraus, dass Sie mit dem Titel völlig falsche Vorstellungen über Gegenstand und Thema Ihrer Arbeit verbunden haben, und nun müssen Sie in der Tat über ein ganz anderes Thema schreiben, als Ihnen vorschwebte. Das kann Ihrer gesamten Arbeitsplanung plötzlich die Grundlage entziehen. Um in eine solche Situation gar nicht erst zu geraten, sollten Sie sich niemals für längere Zeit damit begnügen, nur den Namen des Themas zu kennen, ohne sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob Sie damit auch die richtigen Vorstellungen über Gegenstand und inhaltliche Schwerpunktsetzung verbinden. Das bedeutet im Klartext: Niemals den Beginn der Arbeit auf die lange Bank schieben; lieber die Arbeit sofort anfangen und später zwischendurch unterbrechen, falls gerade andere Aufgaben vordringlich zu erfüllen sind. Denn nur dadurch, dass Sie beginnen, sich mit Ihrem Gegenstand zu beschäftigen, gewinnen Sie Klarheit über Ihr Thema. Und dazu gehört, dass Sie möglichst früh eine handhabbare Fokussierung Ihres Themas vornehmen.
Von eminenter Bedeutung bei der Konzipierung Ihrer Arbeit ist, dass Ihnen hinreichend klar ist, was Sie eigentlich genau vorhaben. Haben Sie als Thema nur einen Begriff, so werden Sie schnell feststellen, dass Ihnen immer wieder neue Literaturtitel und andere Quellen begegnen, die darunter fallen könnten.
Reflektieren Sie, welches Interesse Sie damit verbunden haben, als Sie dieses Thema wählten (bzw. finden Sie heraus, welches Interesse die Person, die Ihnen das Thema „gegeben“ hat, damit verbunden hat). Oft gerät Ihnen nämlich bei der Literatursuche genau dieses ursprüngliche Interesse aus dem Blick, und Sie verlieren sich in einer immer bedrohlicher erscheinenden Fülle von Quellen, die „irgendwie“ dazu gehören könnten. Um zu verhindern, dass Sie so ganz schnell den Boden unter den Füßen verlieren, müssen Sie Ihr – oft ja erstmal reichlich diffuses – Interesse so zu fassen kriegen, dass Sie zu unterscheiden vermögen, welche Quellen tatsächlich etwas dazu beitragen und welche nicht.
Mein Vorschlag ist, dass Sie versuchen,
Sie können sich dann bei jedem Literaturtitel und bei jedem Arbeitsschritt fragen, ob er etwas Nennenswertes zur Beantwortung der Frage, zur Lösung des Problems oder zur Erfüllung der Aufgabe beizutragen verspricht.
Bei vielem, was zum Titel oder zur Überschrift zu passen scheint, wird sich unter dieser Perspektive zeigen, dass es andere Aspekte des Gegenstandsbereichs thematisiert, als Sie sich vorgenommen haben.
Eine der häufigsten Fragen, die Studierende mir stellen, wenn sie als Leistungsnachweis eine Hausarbeit schreiben sollen, ist die nach dem erwünschten Umfang („wie viele Seiten“). Und tatsächlich ist es ja so, dass es an den Fachbereichen, den Instituten und bei den lehrenden Personen durchaus Erwartungen, oft sogar strikte Vorgaben gibt, wie umfangreich eine Hausarbeit zu sein hat. Und selbstverständlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen Quantität und Qualität: Je nach Aufgabenstellung und Anspruchsniveau ist unterhalb einer gewissen Quantität keine qualitativ ausreichende Leistung möglich. Dennoch gibt es hier einen großen Spielraum: zwischen gedanklich sehr komprimierten und dichten Texten am einen, ausuferndem inhaltsarmem Geschwätz am anderen Pol.
Sagen wir, Sie hätten eine „Hausnummer“ bekommen, wie viele Seiten in etwa der Umfang Ihrer Arbeit betragen soll (oder was immer als Quantitäts-Maß genommen wird). Dann geben wir Ihnen folgende praktische Empfehlung:
Teilen Sie zunächst die Zeit, die Ihnen insgesamt zur Verfügung steht, in folgende Abschnitte mit ungefähr folgenden Zeitanteilen ein (variieren Sie diese Grobeinteilung nach eigener Einschätzung):
Dabei ist zu beachten, dass dies keine streng voneinander abgrenzbaren Arbeitsschritte sind, sondern Phasen, in denen die jeweils genannte Tätigkeit im Vordergrund steht. Die Recherche ist mit zumindest kursorischer Lektüre verbunden (‘ hierzu das 5. Kapitel), bei der Abfassung der Arbeit werden Sie immer wieder auch noch mal nachlesen, was genau in den Texten stand, auf die Sie sich beziehen; bei literaturintensiven Arbeiten finden Lesen und Schreiben sogar in ständigem Wechsel statt, so dass die Lektüre hauptsächlich in die dritte Phase fällt. Beim Abfassen der Arbeit werden Ihnen vielleicht auch Lücken auffallen, die eine erneute Recherche nötig machen. Auch können sich die Themenfokussierung und damit auch die Strukturierung und Gliederung als änderungsbedürftig erweisen. Insofern müssen Sie, was den Zeitbedarf der einzelnen Phasen und damit auch die Zeitplanung insgesamt betrifft, flexibel sein.
Dennoch sollten Sie sich für das Schreiben eine feste Zeitspanne vornehmen und keinesfalls diese Zeitspanne verringern, weil Ihnen immer wieder noch ein weiterer Titel begegnet, den Sie doch „erst noch lesen“ wollen.
Dieses „erst noch dieses lesen und jenes lesen“, bevor es ans Schreiben geht, ist oft nichts anderes als die Flucht vor dem Schreiben; gepaart mit der Hoffnung, dass sich die Unsicherheit, ob man überhaupt schon so weit ist, dass man mit dem Schreiben anfangen kann, durch weitere Lektüre in Sicherheit verwandelt. Das geschieht in aller Regel nicht!! Vielmehr türmt sich mit wachsendem Lektüreumfang ein immer gewaltigerer Anspruchsberg vor Ihnen auf: denn das alles will ja (sonst wäre die Lektüre schließlich überflüssig) nachher verarbeitet werden.
Reservieren Sie sich also eine feste und eher großzügig bemessene Zeitspanne für das Schreiben. Und dann teilen Sie einfach die Zahl der zu schreibenden Seiten durch die Zahl der verfügbaren Tage: So viele Seiten also haben Sie pro Tag zu schreiben. Und das machen Sie dann auch, so konsequent es irgend geht! Um unvorhersehbaren Hindernissen bei der Einhaltung des Zeitplans vorzubeugen, versuchen Sie von Anfang an, immer etwas über Soll zu schreiben, so dass Sie mit der Zeit einen immer größeren Vorsprung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan herausholen. Sie glauben nicht, wie wohl das daraus resultierende Gefühl der Sicherheit tut.
Treffen Sie sich möglichst frühzeitig mit Ihrer Betreuerin oder Ihrem Betreuer und schaffen Sie Klarheit über die Erwartungen an Ihre Arbeit:
Ein Thema zu strukturieren und zu gliedern, das Sie erst zu bearbeiten vorhaben, ist keine ganz leichte Aufgabe:
Sie brauchen für den Anfang eine niedrig schwellige Arbeitstechnik, die Ihnen hilft, Ihre ersten Ideen festzuhalten, ohne dass damit schon gleich der Anspruch erhoben wird, eine konsistente Gliederung zustande zu bringen.
Als genau dafür gut geeignete Technik hat sich das Mind-Mapping bewährt. Es ist empfehlenswert, gleich eine entsprechende Software zu verwenden. Zwar kann man die Technik auch mit Stift und Papier anwenden, doch sobald Sie größere Veränderungen vornehmen müssen, wird das schnell höchst unübersichtlich und leistet somit nicht mehr das, was es doch soll. (Eine Übersicht über mehr als 70 Programme und Tools für das Mind-Mapping finden Sie hier. Darunter sind auch Freeware-Produkte.)
Anwendungsbeispiel:
Im Mittelpunkt steht der Begriff, um den sich alles „drehen“ wird (in diesem Falle der Begriff „Raum“). Auf Grund bisheriger Recherchen zum Thema ist bekannt, dass unterschiedliche Disziplinen sich aus je ihrer Perspektive mit dem Thema beschäftigen. Diese „disziplinären Zugänge“ werden als Zweige im entsprechenden „Ast“ aufgelistet, verbunden mit einigen weiteren Differenzierungen.
Ferner verbinden sich mit dem Raumbegriff eine ganze Reihe von terminologischen Bestimmungen und begrifflichen Akzentuierungen, die aus einem zweiten „Ast“ wachsen. Ein dritter „Ast“ versammelt Handlungsformen, die in Bezug auf Raum vorkommen. Und ein vierter „Ast“ Erscheinungsformen von Raum.
Der entstehende „Baum“ lässt sich beliebig erweitern durch zusätzliche „Äste“ und/oder „Zweige“; Äste lassen sich verschieben; es lassen sich Querverbindungen herstellen.
Die abgebildeten Mind-Maps wirken noch recht übersichtlich. Aber Sie können sich denken, dass sich das mit dem Einfügen weiterer Elemente und Verbindungen schnell ändern würde, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, Elemente auszublenden und sich auf diese Weise unterschiedliche Ansichten zu schaffen.
Den einzelnen Elementen der Map können Sie Dateien zuordnen, Sie können sie mit Bildern versehen, Sie können Aufgabenstellungen damit verbinden (Weiteres je nach Programm).
Was Sie mit einer Mind-Map gewinnen, ist eine visualisierte Struktur als Hilfe zur Protokollierung und Ordnung Ihrer Ideen. Was Sie damit noch nicht haben, ist eine Gliederung Ihrer Arbeit.
Die Mind-Map-Struktur weicht von einer Gliederungsstruktur für eine wissenschaftliche Hausarbeit insofern ab, als sie ohne Rücksicht auf die Möglichkeit einer sequentiellen und nachvollziehbaren Darstellung Ihres Gegenstandsfeldes und Ihrer Gedankenentwicklung entsteht. Das ist zugleich ihr Vorteil – denn deshalb ist die Schwelle niedrig, damit zu arbeiten; und ihr Nachteil – denn eine sequentielle Gliederung müssen Sie daraus erst noch entwickeln.
Wenn Sie unserer Empfehlung zur Fokussierung Ihres Themas folgen, haben Sie damit auch einen Ansatz zur Gliederung Ihrer Arbeit. Überlegen Sie, welche Schritte zur Beantwortung der leitenden Fragestellung, zur Lösung des aufgeworfenen Problems oder zur Erfüllung der gestellten Aufgabe führen.
Die Gliederung gibt Ihrer Arbeit Struktur. Sie unterteilt sie in sinngemäß zusammenhängende Abschnitte, in Lese-Einheiten, und sie zeigt, in welcher Weise sich Ihre Gedanken im Laufe des Textes entwickeln. Ganz am Anfang ist sie nur eine Gliederungsabsicht. Sie nehmen sich vor, bei der Behandlung Ihres Themas die Schritte zu gehen, die Sie in den Gliederungspunkten (den Überschriften Ihrer Gliederungsabschnitte) vorformuliert haben.
Das kann eine ganz äußerliche Einteilung sein, etwa von der Art:
Eine solche Gliederung können Sie sich vornehmen, ohne sich zu Ihrem Thema einen einzigen inhaltlichen Gedanken gemacht zu haben. Bei vielen Themen geht das, vor allem dann, wenn Sie die Aufgabe haben, bestimmte Ihnen vorgegebene Texte zu einem Thema zu referieren.
Bei anderen Themen, die mehr problem- als autoren- oder text-orientiert sind, können Sie sich zwar eine ähnlich äußerliche Schrittabfolge Ihrer Vorarbeiten vornehmen. Aber das fertige Manuskript selbst wird nach einer problembezogenen Gliederung verlangen. Die aber können Sie erst angehen und vorformulieren, wenn Sie sich schon einige inhaltliche Gedanken zum Thema gemacht (also auch schon einige Vorarbeiten geleistet) haben. Die problembezogene Gliederung, die Sie dann entwerfen, hat dementsprechend zwangsläufig schon eine gedankliche Skizze zur Grundlage, die Sie zu Ihrem Thema im Kopf haben.
Man kann es auch anders ausdrücken: Sie haben immer schon Ihre – mehr oder weniger guten – Gründe für Ihre vorläufige Gliederungsabsicht. Leider werden die in dem Gliederungsentwurf, den Sie zu Papier bringen, nicht mitdokumentiert. Wir schlagen Ihnen daher vor, sich nicht mit der bloßen Auflistung von Gliederungspunkten (Überschriften) zu begnügen, sondern schon gleich die Gedanken, die Sie dazu bewegt haben, eine solche Gliederung vorzusehen, schriftlich zu skizzieren. Das kann ruhig in unvollständigen Sätzen oder in Stichworten erfolgen. Wichtig ist, dass Sie die Gedanken, die Sie sich ja zum Thema schon haben machen müssen, um eine Gliederung überhaupt formulieren zu können, nicht wieder versickern lassen und nur diese dürftigen Überschriften in Händen behalten, sondern die bereits getane Arbeit (denn das sind Ihre Vorüberlegungen zur Gliederung schließlich) auch gleich fruchtbar werden lassen.
Wenn Sie unter Ihren Gliederungspunkten sofort Stichworte zum vorgesehenen Inhalt notieren oder entsprechende Gedankenfetzen skizzieren, Thesen aufstellen, die Sie in der Arbeit dann beweisen oder widerlegen wollen, werden Sie auch besser feststellen können, wie gut oder weniger gut Ihre Gründe für diese Gliederung tatsächlich sind. Das wird Sie wahrscheinlich zu einer besser durchdachten und zu einer genaueren, differenzierteren Gliederung hinführen. Und es führt Sie schon in die schriftliche Ausarbeitung ein, zu einem Zeitpunkt, wo Sie noch relativ frei sind von Zeitdruck. Im Ergebnis haben Sie schon etwas auf dem Papier stehen, das zwar noch recht dünn ist, aber doch schon eher das Gefühl vermitteln kann, ein bisschen Boden unter den Füßen zu haben, als es eine bloße Liste von Überschriften vermag.
Es ist für viele Studierende erfahrungsgemäß ein echtes Problem, rechtzeitig mit der Niederschrift des Manuskripts zu beginnen und nicht endlos in den Vorarbeiten, vor allem im Rezipieren von Texten, hängen zu bleiben. Beginnen Sie mit der Niederschrift erst, wenn Sie glauben, das Thema voll im Griff zu haben, wird es zeitlich fast immer recht eng. Ergeben sich dann beim Ausformulieren neue Gesichtspunkte, ist es zu spät, ihnen noch nachzugehen. Sie sollten daher die Niederschrift des Manuskripts nicht bloß als einen technischen Vorgang der Außendarstellung Ihrer Arbeitsergebnisse ansehen, sondern als wichtigen Beitrag zum Arbeitsprozess selbst. Das bedeutet: so früh wie möglich mit dem Schreiben beginnen! Der Einstieg mit einer stichwortartigen oder skizzenhaften Ausfüllung Ihrer Gliederungspunkte ist eine gute Methode, die Hürde des Beginnens zu nehmen.
Die Gliederung, die Ihre Arbeit schließlich tatsächlich erhält, mag sich stark unterscheiden von Ihrer ursprünglichen Gliederungsabsicht. Aber das ist kein Mangel, sondern nur logische Konsequenz der Tatsache, dass eine gute problemorientierte Gliederung sich aus der behandelten Sache selbst ergibt.
Wenn die Gliederungsabsicht zu Beginn Ihres Arbeitsprozesses vor allem den Sinn hatte, Ihr Arbeitsvorhaben in überschaubare und sinnvoll aufeinander folgende Arbeitsschritte zu zerlegen, so hat die Gliederung der fertigen Arbeit den Sinn, sie für ihren Leser in überschaubare Lese-Einheiten aufzuteilen.
Daraus ergibt sich in etwa ein Anhaltspunkt für den Grad der Untergliederung einer Arbeit. Eine 100-Seiten-Arbeit, die nur zwei Gliederungspunkte aufweist, macht dem Leser Angst und Bange, und er wird schon nur mit Unbehagen die Lektüre beginnen. Wenn hingegen eine 10-Seiten-Arbeit in 20 Gliederungspunkte unterteilt ist, fragt sich der Leser zu Recht, ob der Verfasser vielleicht denkt, man befinde sich noch im „ersten Lesealter“. Irgendwo dazwischen liegt das richtige Maß. Prüfen Sie Ihre eigenen Lesegewohnheiten, dann haben Sie eine Richtschnur.
Die Güte Ihrer Gliederung ist darüber hinaus ein ganz wichtiges Kriterium für die Beurteilung der inhaltlichen Qualität Ihrer Arbeit. Der Gutachter sieht daran, ob Sie in der Lage waren, die Problemstruktur Ihres Themas zu erkennen und zu berücksichtigen.
Dazu gehört nicht nur eine angemessene Aufgliederung des Gesamtthemas in Teil-Themen. Dazu gehört auch, dass Sie zeigen, Ihnen ist bei dieser Zerlegung nicht der innere Zusammenhang des Themas verloren gegangen, Sie haben also die Gliederungspunkte nicht beziehungslos aneinandergereiht, sondern – möglichst auch in der Gliederung ersichtlich – miteinander gedanklich verknüpft: Die Abfolge Ihrer Gliederungspunkte sollte auch eine inhaltlich-gedankliche Entwicklung anzeigen – sofern die Themenstellung dies zulässt.
Im Gliederungsschema stellt sich die Gliederung nicht nur in der Abfolge der Gliederungspunkte, sondern auch in ihrer Tiefe dar. Es gibt dem Leser Orientierung daher auch über die Zahl der Gliederungsebenen und ihre Zuordnung zueinander.
Vor allem zwei Arten von Schemata haben sich als gebräuchlich herauskristallisiert:
Man kann sie auch mischen.
Im Buchstaben-Ziffern-System werden die unterschiedlichen Gliederungsebenen durch die Zuordnung unterschiedlicher Zahlen- und Buchstabensymbole gekennzeichnet (die oberste Ebene zum Beispiel durch römische Ziffern, die zweite Ebene durch Großbuchstaben); im Dezimalklassifizierungs-System durch die Zuordnung einer Dezimalzahl mit entsprechender Stellen-Zahl (die oberste Ebene also durch einstellige Zahlen, die zweite Ebene durch zweistellige Zahlen), wobei die Stellen durch Punkte voneinander getrennt werden. Hinter die letzte Stelle wird meist kein Punkt mehr gesetzt.
Welches der Gliederungsschemata man vorzieht, hängt auch von der Gliederungstiefe ab. Die Charakterisierung der Gliederungsebene geschieht im Dezimalklassifizierungs-System durch die Anzahl der Stellen. In der fünften Gliederungsebene haben Sie also eine 5-stellige Ziffernfolge vor Ihrer Überschrift. Je mehr Gliederungsebenen vorgesehen sind, desto voluminöser wird im Dezimalklassifizierungs-System die Ziffer, durch die die unteren Gliederungsebenen charakterisiert werden. Irgendwann fängt das an, unschön zu werden. Bei mehr als drei, vielleicht noch vier Gliederungsebenen sollten Sie daher das Buchstaben-Ziffern-System wählen. Im Buchstaben-Ziffern-System wird die Gliederungsebene durch die Art des Zeichens charakterisiert. Es genügt also immer ein Zeichen vor der Überschrift.
Andererseits können Sie beim Buchstaben-Ziffern-System nicht erkennen, in welchem Teil der Arbeit Sie sich befinden. Ein Abschnitt des Manuskripts, dessen Position in der Gliederung durch ein „B.“ gekennzeichnet ist, kann sich im Teil I., II. oder III. befinden. In dieser Beziehung leistet demnach das Dezimalklassifikationssystem bessere Orientierung.
Die konkrete Wahl der Zeichen beim Buchstaben-Ziffern-System sollten Sie von der Gliederungstiefe abhängig machen. Unser Vorschlag ist:
Zeichen | bei 2 Ebenen | bei 3 Ebenen | bei 4 Ebenen | bei 5 Ebenen |
römische Zahlen: |
|
| 1. Ebene | 1. .Ebene |
große Buchstaben: |
| 1. .Ebene | 2. Ebene | 2. Ebene |
arabische Ziffern: | 1. .Ebene | 2. Ebene | 3. Ebene | 3. Ebene |
kleine Buchstaben: | 2. Ebene | 3. Ebene | 4. Ebene | 4. Ebene |
griechische Buchstaben: α), β), γ), δ) |
|
|
| 5. Ebene |