Themenstrukturierung und Gliederung

Ein Thema zu strukturieren und zu gliedern, das Sie erst zu bearbeiten vorhaben, ist keine ganz leichte Aufgabe:

Mind-Mapping

Sie brauchen für den Anfang eine niedrig schwellige Arbeitstechnik, die Ihnen hilft, Ihre ersten Ideen festzuhalten, ohne dass damit schon gleich der Anspruch erhoben wird, eine konsistente Gliederung zustande zu bringen.

Als genau dafür gut geeignete Technik hat sich das Mind-Mapping bewährt. Es ist empfehlenswert, gleich eine entsprechende Software zu verwenden. Zwar kann man die Technik auch mit Stift und Papier anwenden, doch sobald Sie größere Veränderungen vornehmen müssen, wird das schnell höchst unübersichtlich und leistet somit nicht mehr das, was es doch soll. (Eine Übersicht über mehr als 70 Programme und Tools für das Mind-Mapping finden Sie hier. Darunter sind auch Freeware-Produkte.)

Anwendungsbeispiel:

Im Mittelpunkt steht der Begriff, um den sich alles „drehen“ wird (in diesem Falle der Begriff „Raum“). Auf Grund bisheriger Recherchen zum Thema ist bekannt, dass unterschiedliche Disziplinen sich aus je ihrer Perspektive mit dem Thema beschäftigen. Diese „disziplinären Zugänge“ werden als Zweige im entsprechenden „Ast“ aufgelistet, verbunden mit einigen weiteren Differenzierungen.

Ferner verbinden sich mit dem Raumbegriff eine ganze Reihe von terminologischen Bestimmungen und begrifflichen Akzentuierungen, die aus einem zweiten „Ast“ wachsen. Ein dritter „Ast“ versammelt Handlungsformen, die in Bezug auf Raum vorkommen. Und ein vierter „Ast“ Erscheinungsformen von Raum.

Der entstehende „Baum“ lässt sich beliebig erweitern durch zusätzliche „Äste“ und/oder „Zweige“; Äste lassen sich verschieben; es lassen sich Querverbindungen herstellen.

Die abgebildeten Mind-Maps wirken noch recht übersichtlich. Aber Sie können sich denken, dass sich das mit dem Einfügen weiterer Elemente und Verbindungen schnell ändern würde, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, Elemente auszublenden und sich auf diese Weise unterschiedliche Ansichten zu schaffen. 

Den einzelnen Elementen der Map können Sie Dateien zuordnen, Sie können sie mit Bildern versehen, Sie können Aufgabenstellungen damit verbinden (Weiteres je nach Programm).

Was Sie mit einer Mind-Map gewinnen, ist eine visualisierte Struktur als Hilfe zur Protokollierung und Ordnung Ihrer Ideen. Was Sie damit noch nicht haben, ist eine Gliederung Ihrer Arbeit.

Die Mind-Map-Struktur weicht von einer Gliederungsstruktur für eine wissenschaftliche Hausarbeit insofern ab, als sie ohne Rücksicht auf die Möglichkeit einer sequentiellen und nachvollziehbaren Darstellung Ihres Gegenstandsfeldes und Ihrer Gedankenentwicklung entsteht. Das ist zugleich ihr Vorteil – denn deshalb ist die Schwelle niedrig, damit zu arbeiten; und ihr Nachteil – denn eine sequentielle Gliederung müssen Sie daraus erst noch entwickeln. 

Gliederung des Arbeitsvorhabens

Wenn Sie unserer Empfehlung zur Fokussierung Ihres Themas folgen, haben Sie damit auch einen Ansatz zur Gliederung Ihrer Arbeit. Überlegen Sie, welche Schritte zur Beantwortung der leitenden Fragestellung, zur Lösung des aufgeworfenen Problems oder zur Erfüllung der gestellten Aufgabe führen.

Die Gliederung gibt Ihrer Arbeit Struktur. Sie unterteilt sie in sinngemäß zusammenhängende Abschnitte, in Lese-Einheiten, und sie zeigt, in welcher Weise sich Ihre Gedanken im Laufe des Textes entwickeln. Ganz am Anfang ist sie nur eine Gliederungsabsicht. Sie nehmen sich vor, bei der Behandlung Ihres Themas die Schritte zu gehen, die Sie in den Gliederungspunkten (den Überschriften Ihrer Gliederungsabschnitte) vorformuliert haben.

Das kann eine ganz äußerliche Einteilung sein, etwa von der Art:

  1. beschreibe ich die Themenstellung;
  2. gebe ich eine Übersicht über den Darstellungsgang meiner Arbeit;
  3. behandle ich den Autor X;
  4. behandle ich den Autor Y;
  5. behandle ich den Autor Z;
  6. fasse ich die Ergebnisse zusammen.

Eine solche Gliederung können Sie sich vornehmen, ohne sich zu Ihrem Thema einen einzigen inhaltlichen Gedanken gemacht zu haben. Bei vielen Themen geht das, vor allem dann, wenn Sie die Aufgabe haben, bestimmte Ihnen vorgegebene Texte zu einem Thema zu referieren.

Bei anderen Themen, die mehr problem- als autoren- oder text-orientiert sind, können Sie sich zwar eine ähnlich äußerliche Schrittabfolge Ihrer Vorarbeiten vornehmen. Aber das fertige Manuskript selbst wird nach einer problembezogenen Gliederung verlangen. Die aber können Sie erst angehen und vorformulieren, wenn Sie sich schon einige inhaltliche Gedanken zum Thema gemacht (also auch schon einige Vorarbeiten geleistet) haben. Die problembezogene Gliederung, die Sie dann entwerfen, hat dementsprechend zwangsläufig schon eine gedankliche Skizze zur Grundlage, die Sie zu Ihrem Thema im Kopf haben.

Man kann es auch anders ausdrücken: Sie haben immer schon Ihre – mehr oder weniger guten – Gründe für Ihre vorläufige Gliederungsabsicht. Leider werden die in dem Gliederungsentwurf, den Sie zu Papier bringen, nicht mitdokumentiert. Wir schlagen Ihnen daher vor, sich nicht mit der bloßen Auflistung von Gliederungspunkten (Überschriften) zu begnügen, sondern schon gleich die Gedanken, die Sie dazu bewegt haben, eine solche Gliederung vorzusehen, schriftlich zu skizzieren. Das kann ruhig in unvollständigen Sätzen oder in Stichworten erfolgen. Wichtig ist, dass Sie die Gedanken, die Sie sich ja zum Thema schon haben machen müssen, um eine Gliederung überhaupt formulieren zu können, nicht wieder versickern lassen und nur diese dürftigen Überschriften in Händen behalten, sondern die bereits getane Arbeit (denn das sind Ihre Vorüberlegungen zur Gliederung schließlich) auch gleich fruchtbar werden lassen.

Wenn Sie unter Ihren Gliederungspunkten sofort Stichworte zum vorgesehenen Inhalt notieren oder entsprechende Gedankenfetzen skizzieren, Thesen aufstellen, die Sie in der Arbeit dann beweisen oder widerlegen wollen, werden Sie auch besser feststellen können, wie gut oder weniger gut Ihre Gründe für diese Gliederung tatsächlich sind. Das wird Sie wahrscheinlich zu einer besser durchdachten und zu einer genaueren, differenzierteren Gliederung hinführen. Und es führt Sie schon in die schriftliche Ausarbeitung ein, zu einem Zeitpunkt, wo Sie noch relativ frei sind von Zeitdruck. Im Ergebnis haben Sie schon etwas auf dem Papier stehen, das zwar noch recht dünn ist, aber doch schon eher das Gefühl vermitteln kann, ein bisschen Boden unter den Füßen zu haben, als es eine bloße Liste von Überschriften vermag.

Es ist für viele Studierende erfahrungsgemäß ein echtes Problem, rechtzeitig mit der Niederschrift des Manuskripts zu beginnen und nicht endlos in den Vorarbeiten, vor allem im Rezipieren von Texten, hängen zu bleiben. Beginnen Sie mit der Niederschrift erst, wenn Sie glauben, das Thema voll im Griff zu haben, wird es zeitlich fast immer recht eng. Ergeben sich dann beim Ausformulieren neue Gesichtspunkte, ist es zu spät, ihnen noch nachzugehen. Sie sollten daher die Niederschrift des Manuskripts nicht bloß als einen technischen Vorgang der Außendarstellung Ihrer Arbeitsergebnisse ansehen, sondern als wichtigen Beitrag zum Arbeitsprozess selbst. Das bedeutet: so früh wie möglich mit dem Schreiben beginnen! Der Einstieg mit einer stichwortartigen oder skizzenhaften Ausfüllung Ihrer Gliederungspunkte ist eine gute Methode, die Hürde des Beginnens zu nehmen.

Gliederung der fertigen Arbeit

Die Gliederung, die Ihre Arbeit schließlich tatsächlich erhält, mag sich stark unterscheiden von Ihrer ursprünglichen Gliederungsabsicht. Aber das ist kein Mangel, sondern nur logische Konsequenz der Tatsache, dass eine gute problemorientierte Gliederung sich aus der behandelten Sache selbst ergibt. 

Wenn die Gliederungsabsicht zu Beginn Ihres Arbeitsprozesses vor allem den Sinn hatte, Ihr Arbeitsvorhaben in überschaubare und sinnvoll aufeinander folgende Arbeitsschritte zu zerlegen, so hat die Gliederung der fertigen Arbeit den Sinn, sie für ihren Leser in überschaubare Lese-Einheiten aufzuteilen. 

Daraus ergibt sich in etwa ein Anhaltspunkt für den Grad der Untergliederung einer Arbeit. Eine 100-Seiten-Arbeit, die nur zwei Gliederungspunkte aufweist, macht dem Leser Angst und Bange, und er wird schon nur mit Unbehagen die Lektüre beginnen. Wenn hingegen eine 10-Seiten-Arbeit in 20 Gliederungspunkte unterteilt ist, fragt sich der Leser zu Recht, ob der Verfasser vielleicht denkt, man befinde sich noch im „ersten Lesealter“. Irgendwo dazwischen liegt das richtige Maß. Prüfen Sie Ihre eigenen Lesegewohnheiten, dann haben Sie eine Richtschnur.

Die Güte Ihrer Gliederung ist darüber hinaus ein ganz wichtiges Kriterium für die Beurteilung der inhaltlichen Qualität Ihrer Arbeit. Der Gutachter sieht daran, ob Sie in der Lage waren, die Problemstruktur Ihres Themas zu erkennen und zu berücksichtigen. 

Dazu gehört nicht nur eine angemessene Aufgliederung des Gesamtthemas in Teil-Themen. Dazu gehört auch, dass Sie zeigen, Ihnen ist bei dieser Zerlegung nicht der innere Zusammenhang des Themas verloren gegangen, Sie haben also die Gliederungspunkte nicht beziehungslos aneinandergereiht, sondern – möglichst auch in der Gliederung ersichtlich – miteinander gedanklich verknüpft: Die Abfolge Ihrer Gliederungspunkte sollte auch eine inhaltlich-gedankliche Entwicklung anzeigen – sofern die Themenstellung dies zulässt.

Gliederungsschema

Im Gliederungsschema stellt sich die Gliederung nicht nur in der Abfolge der Gliederungspunkte, sondern auch in ihrer Tiefe dar. Es gibt dem Leser Orientierung daher auch über die Zahl der Gliederungsebenen und ihre Zuordnung zueinander.

Vor allem zwei Arten von Schemata haben sich als gebräuchlich herauskristallisiert:

  • das Buchstaben-Ziffern-System und
  • das Dezimalklassifizierungs-System. 

Man kann sie auch mischen.

Im Buchstaben-Ziffern-System werden die unterschiedlichen Gliederungsebenen durch die Zuordnung unterschiedlicher Zahlen- und Buchstabensymbole gekennzeichnet (die oberste Ebene zum Beispiel durch römische Ziffern, die zweite Ebene durch Großbuchstaben); im Dezimalklassifizierungs-System durch die Zuordnung einer Dezimalzahl mit entsprechender Stellen-Zahl (die oberste Ebene also durch einstellige Zahlen, die zweite Ebene durch zweistellige Zahlen), wobei die Stellen durch Punkte voneinander getrennt werden. Hinter die letzte Stelle wird meist kein Punkt mehr gesetzt.

Welches der Gliederungsschemata man vorzieht, hängt auch von der Gliederungstiefe ab. Die Charakterisierung der Gliederungsebene geschieht im Dezimalklassifizierungs-System durch die Anzahl der Stellen. In der fünften Gliederungsebene haben Sie also eine 5-stellige Ziffernfolge vor Ihrer Überschrift. Je mehr Gliederungsebenen vorgesehen sind, desto voluminöser wird im Dezimalklassifizierungs-System die Ziffer, durch die die unteren Gliederungsebenen charakterisiert werden. Irgendwann fängt das an, unschön zu werden. Bei mehr als drei, vielleicht noch vier Gliederungsebenen sollten Sie daher das Buchstaben-Ziffern-System wählen. Im Buchstaben-Ziffern-System wird die Gliederungsebene durch die Art des Zeichens charakterisiert. Es genügt also immer ein Zeichen vor der Überschrift.

Andererseits können Sie beim Buchstaben-Ziffern-System nicht erkennen, in welchem Teil der Arbeit Sie sich befinden. Ein Abschnitt des Manuskripts, dessen Position in der Gliederung durch ein „B.“ gekennzeichnet ist, kann sich im Teil I., II. oder III. befinden. In dieser Beziehung leistet demnach das Dezimalklassifikationssystem bessere Orientierung.

Die konkrete Wahl der Zeichen beim Buchstaben-Ziffern-System sollten Sie von der Gliederungstiefe abhängig machen. Unser Vorschlag ist:

Zeichen

bei 2 Ebenen

bei 3 Ebenen

bei 4 Ebenen

bei 5 Ebenen

römische Zahlen:
I.,  II.,  III.,  IV.

 

 

1. Ebene

1. .Ebene

große Buchstaben:
A.,  B.,  C.,  D.

 

1. .Ebene

2. Ebene

2. Ebene

arabische Ziffern:
1.,  2.,  3.,  4.

1. .Ebene

2. Ebene

3. Ebene

3. Ebene

kleine Buchstaben:
a),  b),  c),  d)

2. Ebene

3. Ebene

4. Ebene

4. Ebene

griechische Buchstaben: α),  β),  γ),  δ)

 

 

 

5. Ebene