Literaturverzeichnis

Im Literaturverzeichnis wird alle Literatur mit den vollständigen, zur Identifikation und Beschaffung notwendigen bibliografischen Angaben aufgeführt, die Sie in Ihrer Arbeit zitiert oder erwähnt haben.

Es ist eine Gewissensfrage, ob Sie auch solche Literatur dort aufnehmen sollten, auf die Sie in der Arbeit zwar nicht ausdrücklich eingegangen sind, von der Sie aber meinen, dass sie zu den geistigen Quellen gehört, aus denen Sie geschöpft haben. Eigentlich wäre es korrekt, sofern man das Literaturverzeichnis als Dokumentation der geistigen Quellen einer Arbeit ansieht. Aber das wäre wohl doch eine Überstrapazierung des Literaturverzeichnisses. Letztlich müsste es sonst darauf hinauslaufen, dass Sie in das Literaturverzeichnis alles aufnehmen, was Sie je gelesen haben. Denn in irgendeiner Weise wird es sicher zur Bildung Ihres Geistes und damit auch zur Abfassung dieser Arbeit beigetragen haben. Eine etwas nüchternere Betrachtung reduziert seine Funktion auf den Nachweis der ausdrücklich verwendeten Quellen. Die geistigen Einflüsse, die zur Prägung der eigenen wissenschaftlichen Auffassungen beigetragen haben, sind ohnehin nicht vollständig zu dokumentieren; ja, sie sind Ihnen wahrscheinlich zu großen Teilen gar nicht bewusst.

Beliebt ist das Literaturverzeichnis als Belesenheitsausweis oder als Dokumentation des wissenschaftlichen Niveaus einer Arbeit. Aber ein umfangreiches Literaturverzeichnis als solches besagt nur, dass Sie in vielen Büchern herumgestöbert und aus vielen Büchern zitiert haben. Ob Sie das, was Sie da an Quellen anführen, auch tatsächlich verarbeitet haben, ob Sie sich intensiv damit auseinandergesetzt haben, darüber sagt es gar nichts. Das kann nur die Arbeit selbst zeigen. Ein Umkehrschluss ist zwar nicht zwingend, aber durchaus möglich: Je umfangreicher das Literaturverzeichnis, desto oberflächlicher wurde die angeführte Literatur wohl gelesen. Auch diesen Schluss kann nur die Arbeit selbst widerlegen. In aller Regel wird der Betreuer Ihrer Arbeit recht genau merken, in welcher Relation der Eindruck, den das Literaturverzeichnis erweckt, zu dem Eindruck steht, den der Inhalt Ihrer Arbeit auf ihn gemacht hat. Besser stehen Sie allemal da, wenn Sie trotz geringer Titelzahl im Literaturverzeichnis eine gehaltvolle Arbeit abgeliefert haben, als wenn Ihr Betreuer schließen muss, dass der Berg an Titeln, die Sie für Ihre Belesenheit ins Feld führen, in keinem Verhältnis steht zur entbundenen geistigen Maus.

Nichtsdestoweniger ist ja gar nicht zu bezweifeln, dass das Literaturverzeichnis im Wissenschafts- und Studienbetrieb – gerechtfertigterweise oder nicht – als Indikator dafür angesehen wird, wie gründlich sich der Verfasser einer Arbeit mit seinem Thema beschäftigt hat. Es ist also sicher nicht falsch zuzusehen, dass das Literaturverzeichnis nicht allzu knapp ausfällt. Aber das setzt voraus, dass Sie sich die Literatur auch wirklich einigermaßen gründlich ansehen müssen. Literaturangaben „aus zweiter Hand“ gehören jedenfalls nicht in Ihr Literaturverzeichnis, selbst dann nicht, wenn Sie aus dem betreffenden Werk ein Zitat wörtlich übernehmen, das Sie in einem anderen Text gefunden haben. Ausnahme: Der sekundär zitierte Text spielt eine besondere Rolle für Ihre Abhandlung und ist im Original nicht oder nur sehr schwer zugänglich. In dem Falle müssen Sie Ihrer Literaturangabe den „Fundort“ hinzufügen. Schreiben Sie hinter die Literaturangabe: [zitiert nach: ...].

Bei der formalen Gestaltung des Literaturverzeichnisses sind zuerst die Konventionen für die bibliografische Aufnahme von Literatur zu berücksichtigen. Die Literatur wird alphabetisch geordnet nach dem ersten Element der bibliografischen Angabe (Verfasser- beziehungsweise Herausgeber-Name/n oder Sachtitel). Eine Unterteilung der Literaturangaben in Primär- und Sekundärtexte ist oft sinnvoll. Im ersten Teil des Literaturverzeichnisses werden dann alle Texte und Materialien angeführt, die den eigentlichen Untersuchungsgegenstand der Arbeit bilden, im zweiten Teil die Texte, die sich („sekundär“) auf dieses „primäre“ Material beziehen. Diese Unterteilung ist nicht unbedingt nötig, wenn es sich bei Primär- und Sekundärtexten durchweg um wissenschaftliche Texte handelt. Sie sollte aber vorgenommen werden, wenn das Material, auf das Sie sich in Ihrer Arbeit stützen, zum Teil nicht-wissenschaftlicher Herkunft ist (zum Beispiel historische Quellen, statistisches Material, Dichtung, Gesetzestexte).

Achten Sie auf eine einheitliche Form der Literaturangaben. Setzen Sie also nicht in einem Fall die Verlagsangabe hinzu und im anderen Falle nicht. (In Literaturverzeichnissen wissenschaftlicher Arbeiten wird oft nur der Erscheinungsort ohne Verlag angegeben.)

Es ist empfehlenswert, die zweite Zeile und die folgenden Zeilen einer Literaturangabe etwas einzurücken. Das erleichtert die Übersicht.