Schließlich ist es zu einer unwahrscheinlich verbreiteten Unsitte geworden, sich auf wissenschaftliche Quellen zu berufen statt zu argumentieren oder Beweise zu führen. Indem man einen wissenschaftlich renommierten Autor zitiert, glaubt man sich eine nähere Begründung ersparen zu können. Wenn der und der das sagt, dann wird das schon so durchgehen. Nun ist aber der betreffende renommierte Autor keineswegs seinerseits zu seinem Renommée dadurch gekommen, dass er andere renommierte Autoren zitiert hat, sondern dadurch, dass er seine eigenen Positionen auf überzeugende Weise argu-mentativ, empirisch oder sonst wie begründen konnte. Diese Begründungen spart man sich und setzt an ihre Stelle die Berufung auf eine Quelle. Der Mühe, seine Theoriebildung geistig nachzuvollziehen, entzieht man sich ebenso wie der Mühe, diesen Nachvollzug in eigenen Worten wiederzugeben. So aber wird Wissenschaft zur Frage von Glauben an Autoritäten und Glaubensgemeinschaften, die sich um Autoritäten herum bilden.
Wir können Sie nicht davon abbringen oder abhalten, Quellenangaben und Zitate so einzusetzen, indem ich behaupte, dass Sie damit nicht durchkommen. Bei vielen Betreuern wird diese Methode wahrscheinlich wirklich funktionieren, zumal, wenn Sie einen Autor zitieren, dem Ihr Betreuer sich sehr verbunden fühlt. Dann merkt er es oft nämlich selbst gar nicht, dass die theoretischen Hintergründe völlig fehlen, weil er sie automatisch parat hat und daher womöglich gar nicht vermisst.
Schief gehen kann die Sache dann allerdings, wenn sich das Fehlen des Hintergrundes darin zeigt, dass ein Zitat in völlig falschen gedanklichen Zusammenhang eingebracht wird. So etwas kann natürlich ganz schön Minuspunkte einbringen, vor allem, wenn es als bewusster Versuch interpretiert wird, den Betreuer zu bluffen.