Wissenschaftliche Quellen sind Quellen, aus denen Sie wissenschaftliche Aussagen zu bestimmten Gegenstands- und Themenbereichen „schöpfen“ können. Ob eine Quelle wissenschaftliche Qualität hat, erweist sich insbesondere an den beiden Hauptkriterien der Nachprüfbarkeit und der Nachvollziehbarkeit.
Monografien, die in wissenschaftlichen Fachverlagen oder von wissenschaftlichen Institutionen publiziert wurden oder im Rahmen wissenschaftlicher Reihen erschienen sind,
Hochschulschriften (Dissertationen und Habilitationen; mit Einschränkung auch wissenschaftliche Abschlussarbeiten unterhalb des Dissertations-Niveaus),
Beiträge zu wissenschaftlichen Sammelwerken wie Kongress- und Tagungsbänden, akademischen Festschriften, wissenschaftlichen Jahrbüchern u.a. wissenschaftlichen Herausgeberbänden,
Artikel in Fachlexika, Handbüchern und den großen Enzyklopädien (Brockhaus, Encyclopaedia Britannica)
erfüllen in aller Regel diese Kriterien und können daher weitgehend bedenkenlos als Quellen verwendet werden. (Völlig bedenkenlos sollte keine Quelle verwendet werden.)
Eine besondere Stellung nehmen die folgenden Quellenarten ein:
Einführungen in wissenschaftliche Fachgebiete und Lehrbücher, wie sie häufig im Grundstudium zur Anwendung kommen, sollten grundsätzlich selbst die Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfüllen. Dennoch ist hier das Spektrum relativ weit, was die Großzügigkeit im Umgang mit diesen Kriterien betrifft. Da ihr Hauptzweck darin liegt, Studierende ohne oder mit geringen Vorkenntnissen mit einem Fachgebiet erst einmal vertraut zu machen, wird der Schwerpunkt oft auf eine gut verständliche Darstellung der wichtigsten Befunde und Erkenntnisse in der betreffenden Disziplin gelegt. Dagegen wird der meist schwierige und verschlungene Weg der Forschung hin zu diesen Ergebnissen, auch die möglicherweise noch vorhandene Strittigkeit bestimmter Befunde gerne ausgeklammert. Insofern ist die Verwendung solcher Bücher zwar zum ersten Hineinfinden in ein Thema empfehlenswert, ihre Zitation als Quelle aber nur unter Vorbehalt, da Sie dem Beurteiler Ihrer Arbeit damit demonstrieren könnten, dass Sie sich auf eine vertiefte Auseinandersetzung nicht eingelassen haben.
Eine uneindeutige Position nehmen auch sog. Sachbücher und populärwissenschaftliche Printmedien ein. Sie richten sich üblicherweise an ein Publikum interessierter „Laien“, denen es weniger auf wissenschaftliche Nachprüfbarkeit ankommt als darauf, Erkenntnisse der Wissenschaft auf eine auch für sie als Nicht-Wissenschaftler gedanklich gut nachvollziehbare, möglichst sogar unterhaltsame Weise vermittelt zu bekommen. Eine verständliche, wenig Vorkenntnisse erfordernde, vielleicht gar unterhaltsame Darstellung von wissenschaftlichen Erkenntnissen muss prinzipiell ja nicht den Anforderungen der Wissenschaftlichkeit widersprechen. Im Gegenteil: Nimmt der Verfasser oder die Verfasserin eines Sachbuchs oder eines Artikels in einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift seine Leser und Leserinnen als kritische Rezipienten ernst und verlässt sich nicht nur auf deren Vertrauen in seine Sachautorität, wird er oder sie die beiden Grundsätze der Nachprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit ebenso beachten, wie wenn er seinen Text an Wissenschaftler/innen adressieren würde. Lediglich in Bezug auf die formalen Konventionen des Quellennachweises und der Zitierweise wird er möglicherweise weniger penibel operieren. Für einen ersten Zugang zu einem Sachgebiet können sich daher auch solche Quellen durchaus eignen.
Ob Sie solche Quellen dann auch in Ihrer Arbeit verwenden, hängt dann zum einen davon ab, wie ihre Autor/innen mit den Grundanforderungen an die Wissenschaftlichkeit einer Quelle umgehen; zum anderen müssen Sie allerdings berücksichtigen, dass dieser Quellentyp generell im Wissenschaftsbetrieb doch relativ verpönt ist und deren Verwendung deshalb auf erhebliche Vorbehalte bei den Richtern über Ihre Arbeit stoßen könnte.
Ebenfalls nicht ganz leicht einzuordnen sind Artikel in offenen Internet-Enzyklopädien wie Wikipedia. Inhaltlich weisen sie oft eine hohe Qualität auf; formal allerdings erfüllen sie die Grundbedingung einer verantwortlichen Autoren- oder Herausgeberschaft nicht. Insofern sind sie im Einzelfall durchaus geeignet, einen ersten Zugang zu einem Thema zu gewinnen; als wissenschaftliche Quelle zitierbar sind sie aber nicht, sofern man strenge Maßstäbe anlegt. (Das könnte künftig anders werden, insofern einerseits Wikipedia selbst um ein höheres Niveau der Qualitätssicherung bemüht ist, andererseits sich die Gepflogenheiten des Wissenschaftsbetriebs unter den Bedingungen veränderter medialer Wege wissenschaftlicher Kommunikation verändern werden.)
Daneben gibt es Quellen, die deshalb wissenschaftlich verwendbar sind, weil sie zum Gegenstand (nicht: zur Quelle) wissenschaftlicher Aussagen werden, beispielsweise Belletristik, Gesetzestexte, Fernsehsendungen, Zeitungsartikel, Leserbriefe, Interviews, Pamphlete, Comics, Flugblätter, historische Dokumente usw. Solche Quellen müssen zwar selbst nicht die Kriterien der Wissenschaftlichkeit erfüllen, wohl aber muss ihre Verwendung in einer wissenschaftlichen Arbeit dem Kriterium der Nachprüfbarkeit genügen, d.h. sie müssen so dokumentiert werden, dass der Rezipient der Arbeit selbst „nachschauen“ kann, ob in ihr korrekt auf diese Quelle Bezug genommen wurde.
Welche Anforderungen sich daraus ergeben, ist je nach Medienart unterschiedlich: