Freier Vortrag oder Vortrag nach Manuskript?
Wenn möglich, sollten Sie Ihren Seminarvortrag frei halten, und zwar aus folgenden Gründen:
- Sie üben sich darin, auch ohne vorbereiteten Text vor einem Auditorium Ihre Sache argumentativ zu vertreten (eine Leistung, die im späteren Berufsleben immer mehr gefordert ist).
- Sie haben besseren Kontakt zu Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern, weil Sie nicht ständig auf Ihr Papier schauen müssen. Sie wirken lebendiger und können besser die Reaktionen des Auditoriums wahrnehmen und darauf reagieren.
- Sie formulieren einfachere Sätze, denen beim Zuhören besser zu folgen ist.
Natürlich gibt es auch Risiken und Nachteile:
- Wenn Sie den Faden verlieren, können Sie sich nicht an Ihrem Text orientieren.
- Sie haben eine schlechtere Kontrolle über den Zeitbedarf. Beim freien Reden braucht man aller Erfahrung nach deutlich mehr Zeit, um denselben Sachverhalt darzulegen, als beim Verlesen eines ausgearbeiteten Textes.
- Die spontan gefundenen Formulierungen reichen nur selten an die Formulierungsqualität heran, die bei einer schriftlichen Ausarbeitung erreicht werden kann. Das betrifft die sprachlich-ästhetische Qualität ebenso wie die inhaltliche Präzision. (In Disziplinen wie der Philosophie scheint es aus diesem Grunde geradezu verpönt zu sein, Vorträge frei zu halten.)
Um die Vorteile des freien Vortrags zu nutzen und seine Risiken zu meiden bzw. zu mildern, sollten Sie Ihren freien Vortrag möglichst durch eine mediale Begleitung, zumindest aber durch Verteilung eines Handouts unterstützen.